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Kinder-Universität Zürich

Das Feuer der Begeisterung

Die Kinder-Universität Zürich begeistert Kinder, Dozierende, Universität und Pädagogen gleichermassen. Nun sind die erfreulichen Aspekte auch wissenschaftlich bestätigt: Eine Studie zeigt, dass Kinder, welche die Kinder-Universität besuchten, überdurchschnittlichen Forschungshunger haben.
Marita Fuchs und Claudio Zemp

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Die gestrige 100. Vorlesung der Kinder-Universität Zürich war wie ein Feuerwerk auf mehreren Ebenen: Erst die spektakulären Chemie-Experimente über «Feuer und Flamme» von Professor Roger Alberto und Zauberhelfer Heinz Spring, dazwischen neben Leuchten und Knallen die spontanen Begeisterungsausbrüche der 500 anwesenden Kinder und schliesslich das Schlussbouquet: Ein unerschöpflicher Raketenreigen von Fragen, mit denen die Dozenten eingedeckt wurden. 

Begehrtes Autogramm: UZH-Rektor Andreas Fischer mit Schülern der Kinder-UZH.

Nach der Vorlesung trafen sich die ausnahmsweise im Hörsaal anwesenden erwachsenen Gäste zu einer kleinen Feier. Am Anfang habe eine Frage gestanden, sagte Sabine Salis Gross, die im Sommer 2004 die Kinder-Universität in Zürich initiiert hatte: «Glaubt das Kind, was man ihm sagt?» Salis Gross dankte allen Beteiligten, vom Organisationsteam bis zu den Sponsoren: «Es ist wichtig, den Kindern früh gute Antworten und brauchbare Orientierung zu geben.» Die Rückmeldungen der Dozierenden, die ihre Vorlesungen ohne Entgelt halten und jene der Kinder seien positiv.

Sabine Salis Gross, Initiantin der Kinder-UZH: «Glaubt das Kind, was man ihm sagt?»

Wissen zugänglich machen

Rektor Andreas Fischer zeigte sich erfreut über «das jüngste Kind» des Lehrangebots an der UZH. Das Ziel sei kein Konzept zur Begabtenförderung und auch kein Mittel zur Frührekrutierung von Nachwuchs, sagte Fischer: «Sondern wir wollen zeigen, wie faszinierend Wissen und Forschung sein können.»

Erziehungswissenschaftler Georg Stöckli von der Universität Zürich berichtete über die Ergebnisse seiner Längsschnittstudie zu den allgemeinen Interessenorientierungen von Kindern, die an der Kinder-Universität der UZH teilnahmen. Insgesamt befragte er 184 Kinder, davon 109, die an Vorlesungen der Kinder-Universität teilgenommen hatten und 75 einer Kontrollgruppe, die noch nie an einer Vorlesung oder einem Laborkurs der Kinder-Universität Zürich waren.

Stöckli stellte fest, dass die Dritt- bis Sechstklässler, die an der Kinder-UZH mitmachten, über eine aussergewöhnliche, weit überdurchschnittliche Interessens- und Motivationslage verfügen. Hinter der Teilnahme, so Stöckli, stünden offenbar besondere motivationale Voraussetzungen, die zum Teil über den Bildungshintergrund der Eltern hinausgehen.

Der Nachwuchs wartet, er sollte nicht enttäuscht werden

Stöcklis Fazit: «Bei diesen Kindern muss man forschendes und wissenschaftliches Interesse, den Drang nach Neuem und das Studieninteresse nicht erst wecken, sie bringen diese Voraussetzungen mit.» Die Herausforderungen und Aufgaben der Kinder-Universität Zürich – und später der Universität als Studienort – bestehen vielmehr darin, die vorhanden Interessen und Motivationen nicht zu enttäuschen. Sicher sei: Der künftige Nachwuchs der Universitäten ist da und er wartet bereits interessiert und motiviert vor ihren Türen!

Beliebte Kinder-UZH: Grosses Interesse auch bei der 100. Vorlesung.

Es gebe Kinder, die zwar auch schon von der Kinder-Universität gehört hätten, aber noch nie hingegangen seien. «Sie zeigen ebenso Neugierde und forschendes Interesse genau so wie die teilnehmenden Kinder. Es macht folglich durchaus Sinn, ganze Schulklassen und nicht nur einzelne ausgewählte Kinder zum Besuch der Kinder-Universität einzuladen», bilanzierte Stöckli.

Ergebnisse nicht übertragbar auf alle Kinder-Universitäten

«Die Ergebnisse dieser Studie sind inhaltlich nicht unbedingt auf andere Kinderuniversitäten übertragbar», sagte Stöckli einschränkend. Die Angebote seien thematisch und formal zu verschieden und die Zulassungsregelungen zu heterogen.

Dort, wo sich das Phänomen gleicht, nämlich im Zustrom der Kinder, dürften allerdings Mechanismen und Bedingungen am Werk sein, die mit den gefundenen Ergebnissen übereinstimmen. Und an diesem Punkt zeichnet sich deutlich ab, dass Kinderuniversitäten bleiben sollten, was sie sind: «Freiräume für Interessen und Neugier».   

Das Rüebli vor der Nase des Hasen

Bildungsdirektorin Regine Aeppli attestierte der Kinder-Universität Zürich eine grosse gesellschaftliche Bedeutung: Kinder würden mit ihren Fragen ernst genommen, sagte die Regierungsrätin: «Die Dozierenden der Kinder-Universität weichen nicht aus.» Nicht nur würde die Neugier der Schülerinnen und Schüler gewichtet, die Buben und Mädchen würden auch zu besseren schulischen Leistungen animiert, sagte Aeppli: «Die Kinder-UZH ist wie ein Rüebli vor der Nase des Hasen.»

Weiter helfe sie die Schwellenängste gegenüber der Hochschule abzubauen: «Die Universität Zürich kann sich so weiteren Kreisen öffnen und ihre lokale Verankerung stärken.» Schliesslich sei die Kinder-UZH auch eine Chance für Kinder aus so genannt bildungsschwachen Familien.

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