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Politikstipendien

Arbeitsstelle Bundeshaus

Die Stiftung Wissenschaftliche Politikstipendien ermöglicht Nachwuchswissenschaftlern einen Blick hinter die Kulissen des Bundeshauses. Bewerbungen für 2011 können bis 10. September 2010 eingesandt werden. Carmelia Maissen, Dissertandin am Kunstgeschichtlichen Seminar, arbeitet seit Beginn des Jahres in Bern.  
Marita Fuchs

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Wie ein Fisch im Wasser fühlt sich Carmelia Maissen im Bundeshaus. Ihre Dissertation im Fach Kunstgeschichte an der Universität Zürich über die Bündner Baukultur der Sechziger- und Siebzigerjahre hat sie für ein Jahr an den Nagel gehängt, um ganz in die Politik einzutauchen. Ein Politikstipendium machte das möglich. «Eine tolle Chance», findet die 33-jährige Bündnerin, die sich schon als Jugendliche für Politik interessierte und in ihrem Heimatkanton als Regionalrätin des Regionalparlaments Surselva tätig ist.

Politikstipendiatin Carmelia Maissen: «Mit der Zeit bekommt man ein Gespür für Informationslücken und Informationsbedürfnisse.»

Als Stipendiatin besteht ihre Aufgabe darin, parlamentarischen Kommissionen Dossiers so zusammenzustellen, dass die vielbeschäftigten National- und Ständeräte sich rasch einen Überblick zu aktuellen politischen Geschäften verschaffen können.

Maissen arbeitet für die parlamentarischen Fachkommissionen «Umwelt, Raumplanung und Energie» und «Wirtschaft und Abgaben» der beiden Räte. «Für die Dossiers muss ich aus einer Flut von Informationen die wichtigsten herauskristallisieren und eine schlaue Auswahl treffen, die es den Parlamentariern gestattet, sich schnell einzuarbeiten», erzählt Maissen. «Mit der Zeit bekommt man ein Gespür für Informationslücken und Informationsbedürfnisse.»

Vom Gaskombiwerk bis zur Zweitwohnung

Schwierig war es zu Beginn. «Bei einem meiner ersten Geschäfte ging es um fossil-thermische Kraftwerke, wie zum Beispiel Gaskombikraftwerke. Nicht gerade mein Fachgebiet», erzählt die ausgebildete Architektin lachend. Es sei eine Herausforderung gewesen, sich technisch und inhaltlich ins Kraftwerksgeschäft einzuarbeiten. Aber mit der Unterstützung von Fachspezialisten aus der Verwaltung kam schliesslich ein gutes Dossier zustande. Das nächste Geschäft ging ihr schon leichter von der Hand: Zweitwohnungen in der Schweiz. Wie kann der empfindliche Landschafts- und Siedlungsraum in den Tourismusgebieten am besten geschützt und genutzt werden?

Zugute kommen der Stipendiatin ihre Sprachkenntnisse; sie spricht neben Deutsch auch Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. «Alle Unterlagen, die ich zusammenstelle, werden in Deutsch und Französisch abgegeben, deshalb ist es von Vorteil, wenn man diese Landessprachen gut beherrscht.» Ebenfalls wichtig: Kompliziertes auf den Punkt bringen. «Denn die Politiker haben kein Interesse daran, ein 200-seitiges Dokument zu lesen.»

Ende Jahr wird Maissen wieder in ihre Dissertation eintauchen. Durch das Stipendium hat sie nicht nur einen Blick hinter die Kulissen der Politik geworfen, sie erhofft sich auch Vorteile für künftige Bewerbungen. Eine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik wäre ihr Traum.