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Zentralbibliothek Zürich

Wikipedia - gewusst wie

Die Zentralbibliothek verfasst Beiträge zu Zürcher Persönlichkeiten für die Internet-Enzyklopädie Wikipedia und lehrt die Studierenden und Maturanden den richtigen Umgang mit dem frei zugänglichen Wissen.
Brigitte Blöchlinger

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Die Wikipedia-Benutzerseite der Zentralbibliothek

Wikipedia wird vom Professor bis zur Schülerin genutzt. Die kostenfreie Enzyklopädie auf dem Internet hat sich in kürzester Zeit von einer belächelten Jekami-Publikation zum wohl meistgenutzten Nachschlagewerk gemausert. Die Idee, dass jedermann und jede Frau, unter Angabe der Autorenschaft, für Wikipedia Beiträge verfassen oder bestehende Einträge ändern kann, hat sich durchgesetzt. Seit letztem März schreibt nun auch eine renommierte Institution für Wikipedia: die Zentralbibliothek (ZB), die der Universität Zürich (UZH) als Universitätsbibliothek verbunden ist.

Nachlässe als Quelle

Für ihre Beiträge auf Wikipedia stützt sich die ZB auf Nachlässe, die sie verwaltet. Sie kann damit aus dem Vollen schöpfen und erstklassige Quellen zum Verfassen der Personenporträts nutzen. So hat sie Wikipedia-Einträge zum viel beachteten Germanistikprofessor Emil Staiger verfasst, zum Komponisten Paul Burkhard («Zäller Wienacht») und dem Literatur-Nobelpreisträger von 1981, Elias Canetti. Auch die Zürcher Filmpionierin Isa Hesse-Rabinovitch und die beiden Literaturgrössen Gottfried Keller und Conrad Ferdinand Meyer wurden auf Wikipedia verewigt beziehungsweise ausgebaut – insgesamt hat die ZB bis heute 24 Einträge für Wikipedia verfasst.

Seriöse Autorinnen und Autoren

Geschrieben werden die Wikipedia-Beiträge der ZB von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaften der UZH belegen und ihr Praktikum an der ZB absolvieren. Deshalb wechselt die Autorenschaft alle zwei Jahre im Sommer, wenn die neuen MAS-Studiengänge beginnen. Derzeit sind Magnus Wieland und Oliver Schihin die aktiven ZB-Schreiber für Wikipedia.

Vom intelligenten Umgang mit freiem Wissen

Die ZB steuert mit ihren Beiträgen natürlich nur einen verschwindend kleinen Teil zum umfangreichen Archiv von Wikipedia bei. Die absolute Mehrheit der Wikipedia-Artikel wird nicht von Profis, sondern von Amateuren geschrieben. Damit die Zielgruppe der ZB, die Maturanden und die Studierenden, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden lernen, veranstaltet die ZB in lockerer Folge auch Veranstaltungen zum cleveren Umgang mit der Gratis-Enzyklopädie.

Im Lesesaal der Zentralbibliothek wird Wissen immer noch sowohl online als auch in gedruckten Nachschlagewerken abgefragt. (Bild: ZB)

So raten die ZB-Wissensprofis allen, stets zu checken, wer den Wikipedia-Eintrag verfasst hat (seriöse Beiträger «haften» mit ihrem Namen und verwenden kein Pseudonym) und wann der Beitrag von wem das letzte Mal geändert wurde. Die Versionengeschichte gibt darüber Auskunft. Auch sollten die gefundenen Angaben stets in einem anderen Lexikon gegengecheckt werden. Eine gute Literaturliste ist ein weiteres Qualitätsmerkmal.

Lesen ja, zitieren nein

Der Mittelbau an den Universitäten und (Fach-)Hochschulen ist die zweite wichtige Zielgruppe der ZB-Veranstaltungen zum intelligenten Umgang mit Wikipedia. Zwei Aspekte stehen bei den Veranstaltungen der ZB für Akademikerinnen und Akademiker im Zentrum: die mangelnde Zitierfähigkeit von Wikipedia und das Problem des Plagiierens. Wikipedia wird nämlich von allen konsultiert, aber zitierwürdig ist es in wissenschaftlichen Arbeiten trotzdem nicht. Deshalb ist die Versuchung gross, Wikipedia-Gedanken einfach zu übernehmen, ohne die Quelle anzugeben – was als Plagiat gilt und verboten ist.

Veranstaltung zu Wikipedia und Wissenschaft

Die ZB plant in diesem Jahr weitere Veranstaltungen zum cleveren Umgang mit dem Wikipedia-Wissen. Das nächste Kolloquium heisst «(Nicht) zitierfähig? – Wikipedia und Wissenschaft» und findet am Donnerstag, 30. April, um 12.15 Uhr im Seminarraum der ZB statt. Es ist für die Lehrenden der UZH gedacht und wird von Marcus Kohout, wissenschaftlichem Bibliothekar in der Abteilung Information, und Oliver Thiele, dem Leiter Benutzung und Öffentlichkeitsarbeit der ZB, durchgeführt. Die ZB will mit der Veranstaltung insbesondere auch herausfinden, wie in Bezug auf das frei zugängliche Wissen im Internet die Bedürfnisse und Erwartungen der Angehörigen der Universität sind.