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Campus-Sicherheit

«Wann setzt ihr Handschellen ein?»

Ihre Aufgaben reichen vom Arbeitsschutz über Brandschutz, Chemiesicherheit bis zu Zutrittssystemen – und besonders aktuell: der Umgang mit der Schweinegrippe. Die Rede ist von der Abteilung für Sicherheit und Umwelt an der Universität Zürich. Leiter Alfred Feichtinger erklärt die Arbeitsschwerpunkte seiner Abteilung.
Marita Fuchs

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Alfred Feichtinger, Leiter der Abteilung Sicherheit und Umwelt der UZH: «Sicherheit muss an erster Stelle stehen».

«Mit dem Kürzel STOP», sagt Alfred Feichtinger, Leiter der Abteilung für Sicherheit und Umwelt (SIDI), sei ihre Arbeit recht gut erläutert. S stehe für substituieren, T für technische, O für organisatorische und P für personenbezogene Massnahmen. Anschauliches Beispiel dazu: die Sicherheitsmassnahmen am Anatomischen Institut der Universität Zürich.

Zur Konservierung der Leichen wird in der Anatomie viel Formaldehyd benötigt. Doch die chemische Substanz hat ihre Tücken: Sobald Studierende oder Forscher sich über die Toten beugen, atmen sie die Dämpfe des Formaldehyds ein, die eine krebserregende Wirkung haben können. Was also tun? Substituieren, also ersetzen, könne man den Stoff nicht ganz, da es keine chemische Alternative gebe.

Ein technische Lösung habe sich aufgedrängt: Die Lüftung in den Labors wurde verstärkt und Helme mit Filtern beschafft. Als personelle Massnahme wurde vor allem Schwangeren empfohlen, sich nicht in den Labors aufzuhalten.

Gefährlichkeit von Formaldehyd minimiert

Doch das allein genügte nicht. Aufgrund der Messdaten der Arbeitshygienikerin Annette Hofmann der Abteilung SIDI will die Universität die Präparationsräume am Anatomischen Institut demnächst sanieren: Die Leichentische werden dazu mit einem speziellen, technisch ausgetüftelten Abluftsystem ausgerüstet.

Es sorgt dafür, dass die Dämpfe gar nicht erst nach oben ausströmen, sondern direkt nach unten abgesaugt werden. «Damit wird die Gefahr, durch die Dämpfe an Krebs zu erkranken, praktisch eliminiert», sagt Feichtinger zufrieden. Diese Lösung wird allerdings sehr teuer sein. «Die Kosten liegen bei über einer Million Franken, deshalb musste bei dieser Investition der Regierungsrat seine Zustimmung geben», erzählt Feichtinger.

Vom Kopfschütteln zur Akzeptanz

Seit 18 Jahren arbeitet der ausgebildete Chemieingenieur Alfred Feichtinger jetzt an der Universität Zürich. «Zu Beginn war es schwierig, die Forscher davon zu überzeugen, dass Sicherheit an erster Stelle stehen muss.» Er erinnert sich: Bei den regelmässigen Laborkontrollen hätten alteingesessene Mediziner auch schon den Kopf geschüttelt und gemeint, dass ein bisschen Chemie in der Luft niemandem schade, so bekomme man wenigstens keinen Schnupfen.

Diese Einstellung finde sich unter den jungen Forscherinnen und Forschern nicht mehr; die Regeln zum Strahlenschutz, zur Bio- und Chemiesicherheit werden penibel eingehalten. Damit der hohe Sicherheitsstand erhalten bleibt, besuchen die SIDI- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmässig die Laboratorien und schulen die verantwortlichen Institutsleiter.

Keine Handschellen

Auch auf dem Gebiet der personellen Sicherheit ist Feichtingers Team gefragt. Rufen zum Beispiel Studierende zum Boykott einer Veranstaltung auf, muss der Sicherheitsdienst sehen, dass es nicht zu Gewalt kommt.

«Wann setzt ihr Handschellen ein?» fragte ihn kürzlich ein amerikanischer Campus-Security-Officer auf der siebten internationalen Konferenz für Campus-Sicherheit, zu der Alfred Feichtinger seine Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland eingeladen hat. Alfred Feichtinger muss lachen, wenn er daran denkt. «Die amerikanischen Kollegen arbeiten unter ganz anderen Bedingungen als wir», erklärt er. «Die Campus-Universitäten in Amerika sind sehr gross. Die Sicherheitsleute dort übernehmen quasi Polizeiaufgaben. Ausserdem trennen sie Security- von Safety-Aufgaben. Während wir an der Universität Zürich beide Arbeitsbereiche in einer Abteilung vereint haben und eng mit der Stadt- und Kantonspolizei zusammenarbeiten.»

Trotz der international unterschiedlichen Arbeitsbedingungen sei es sehr wichtig, sich mit Kollegen zu treffen und auszutauschen, denn als Sicherheitsbeauftragter müsse man immer auf dem Laufenden sein.

Im Falle von Grippesymptomen zu Hause bleiben

So auch im Fall der Schweinegrippe. Als die Weltgesundheitsorganisation WHO die Pandemiestufe 6 ausrief, hat das SIDI schnell gehandelt: Eine Task Force Influenza A (H1N1) der Universität Zürich regelt seither das Vorgehen im Falle vermehrter Krankheitsfälle. «Jeder, der Grippesymptome hat, sollte im Interesse des Schutzes der Anderen zu Hause bleiben, bis keine Symptome mehr auftreten», empfiehlt Feichtinger, der auch für den Arbeitsschutz und den Gesundheitsschutz an der UZH verantwortlich ist.

In einer Ecke von Feichtingers Büro steht eingerollt eine Kunststoffmatte. Auf die Frage, ob er regelmässig Gymnastik treibe, winkt Feichtinger ab. «Nein», sagt er lakonisch, das sei seine Notschlafstelle, falls er mal über Nacht bleiben müsse.