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Nord-Süd-Zusammenarbeit

Vom Forschungsfieber gepackt

Ritah Gwokalya studiert Biologie an der Makerere University in Uganda. Im Rahmen einer «Summer School» forschte sie diesen Sommer zwei Monate an der Universität Zürich. Jetzt ist sie überzeugt, eine wissenschaftliche Karriere einschlagen zu wollen.
Adrian Ritter
Ritah Gwokalya: Die eigene Forschungsbegeisterung in einem internationalen Umfeld teilen können.

Bevor Ritah Gwokalya im Juli und August die «Biology Undergraduate Summer School» (BUSS) an der Universität Zürich besuchte, war für sie klar, dass sie ihr Studium nicht nur mit einem Bachelor, sondern mit einem Master abschliessen will. Jetzt, nach der Summer School, sagt sie mit Bestimmtheit: «Ein Master genügt mir nicht, ich will mehr.»

Pflanzen für HIV-Kranke

In den zwei Monaten im Labor von Professor Michael Hengartner am Institut für Molekularbiologie ist sie vollends vom Wissenschaftsfieber gepackt worden. Die Begeisterung der Forschenden und die internationale Atmosphäre haben es ihr angetan: «Die Mischung aus ernsthaftem Forschen und Spass an der Arbeit war beeindruckend.»

Vor zwei Jahren hatte sich Ritah Gwokayla für das Studium der Biologie entschieden. Nicht nur, weil sie die Lebensvorgänge faszinierten, sondern auch, weil sie eine Wissenskluft in ihrem Land feststellte: «In Uganda ist noch viel Forschung nötig.» 

Sie besuchte Kurse zur Parasitologie, weil sie, als Kind selber an Malaria erkrankt, mehr darüber wissen wollte, wie die Krankheit übertragen wird. Schon in den ersten Studienjahren war sie an einem Forschungsprojekt beteiligt. Dabei ging es darum, Pflanzen zu identifizieren, die bei HIV-Infizierten die Gesundheit stabilisieren und Begleiterkrankungen lindern können.

Laborgeräte selber kaufen

Im Rahmen des Studiums sei es schwierig, im Labor tätig zu sein, berichtet Ritah Gwokalya. Die ugandische Regierung setze andere Prioritäten und stelle den Universitäten seit einigen Jahren immer weniger Geld zur Verfügung. Darunter leide auch das Institut für Molekularbiologie. So müssen die Studierenden Pipetten und Chemikalien für ihre Praktika selber kaufen, was dem Forscherdrang Grenzen setzt.

Umso motivierter war Ritah Gwokayla, als der Vorsteher des Departementes Biologie eines Tages die Studierenden über die Summer School in Zürich informierte und sie zur Bewerbung ermunterte. Analytische Fähigkeiten und eine Erfahrung im Labor waren bei der Auswahl der Teilnehmenden aus aller Welt gefragt.

Austausch: An einem dreitägigen
Workshop des Instituts für Molekularbiologie präsentierten auch die
Studierenden der Summer School ihre Arbeit.

Misserfolge nicht persönlich nehmen

Ritah Gwokalya hat es geschafft. Neun Wochen lang durfte sie auf dem Irchel-Campus der Frage nachgehen, welche Rolle ein bestimmtes Protein beim Zelltod im biologischen Modellwurm «C. elegans» spielt.

«Nur schon die Einrichtung des Labors am Institut für Molekularbiologie war ein Geschenk», sagt Ritah Gwokalya. Drei Apparaturen für die Vervielfältigung von DNA standen zur Verfügung. Geräte, die sie an der Makerere University noch nie hatte benutzen dürfen.

So lernte sie unter anderem verschiedene Methoden des Klonens von Genen kennen. Gelernt habe sie auch, wie wichtig Geduld in der Forschung ist und dass man es nie persönlich nehmen sollte, wenn ein Experiment misslingt.

Pendeln als Modell

In einem halben Jahr wird Ritah Gwokalya an der Makerere University ihren Bachelor abschliessen. Den Master würde sie gerne an einer anderen Universität absolvieren – zum Beispiel an der Universität Zürich.

Trotzdem will sie Uganda nicht einfach den Rücken kehren, denn das Land sei auf junge Forschende angewiesen. Ihr gefällt das Modell, das der Leiter des Molekularbiologischen Labors an der Makerere University praktiziert. Er ist neben seiner Arbeit in Uganda mit seiner Postdoc-Arbeit an einer Universität in Dänemark beschäftigt und pendelt zwischen den beiden Ländern. Auch Ritah ist überzeugt: «Nach der Doktorarbeit kann und will ich meiner Heimatuniversität von Nutzen sein.»

Professor Michael Hengartner seinerseits hofft nach der positiven Erfahrung mit Ritah Gwokalya, dass diese in Uganda ihren Mitstudierenden von der Summer School berichten und für neue Bewerbungen sorgen wird. «Nicht zuletzt wäre es auch toll, wenn die Professoren der Makerere University unsere Summer School einmal besuchen und in Uganda ebenfalls eine solche ins Leben rufen», so Hengartner.