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Donnerstagmorgen, es ist kurz nach neun Uhr, der erste Herbstwind weht den zum Universitätsgebäude strömenden Maturandinnen und Maturanden entgegen.
Respekteinflössend ragt die Silhouette der Universität gegen den grauen Himmel. Ein oranger Teppich führt die etwas verloren wirkenden Besucher zu einem Nebeneingang, wo ihnen Prospekte überreicht werden. Und zugegeben, etwas gespannt sind wir schon, wie es da drinnen aussieht.
Im Lichthof kommen uns – wie durchdringendes Summen – unzählige Gesprächsfetzen entgegen. Informationsstände sind in der Halle aufgebaut worden, um die sich Trauben von Menschen versammelt haben. Die Menge an Leuten und die Grösse des Lichthofs wirken etwas einschüchternd, doch schon bald erkennen wir ein bekanntes Gesicht, und wir erkunden in kleinen Gruppen die Universität.
Ein Klassenkamerad hat die Lagepläne im hinteren Teil der zuvor verteilten Broschüre entdeckt und weist die anderen wichtigtuerisch zum gewünschten Hörsaal. Man trifft andere Grüppchen, teilt die eigenen Vorhaben für den restlichen Tag mit und geht rasch weiter, um noch einen guten Platz zu ergattern.
Plötzlich wird es mucksmäuschenstill
Der grosse Hörsaal F180 (an die Nummerierung muss man sich erst noch gewöhnen) platzt aus allen Nähten. Schliesslich findet dort auch die Studienpräsentation der Rechtswissenschaften statt. Als dann doch alle Interessenten Platz gefunden haben, beginnt der Rechtsprofessor mit seiner Vorlesung. Im dem Moment als seine verstärkte Stimme durch den Raum schallt, wird es mucksmäuschenstill.
Der Professor versucht sein Fachgebiet anhand eines konkreten Ereignisses, nämlich den rechtlichen Folgen des Swissair-Groundings, den Maturanden näher zu bringen. Man hört das Kritzeln der eifrigen Schreiber und gelegentliche Lacher. Insgesamt ist die Stimmung gelöst und trotzdem interessiert.
Die Zeit ist knapp bemessen und die Dichte an Informationen dementsprechend hoch. Die Dreiviertelstunde vergeht deshalb wie im Fluge und der Professor beantwortet am Ende die Fragen, die einigen potentiellen Jurastudierenden auf der Zunge brennen.
Getränkeautomaten werden getestet
Eine halbe Stunde Pause. Ein paar enttäuschte Klassenkameraden, die in der ersten Vorlesungsrunde die ETH besuchten, stossen zu uns. Austauschen von Erlebnissen. Die Getränkeautomaten werden auf ihre Fähigkeit, Rückgeld zu geben, getestet. Schon fängt die nächste Vorlesung an.
Die Psychologie zieht einen nicht abbrechenwollenden Strom von Besuchern an. Diejenigen, die keinen Sitzplatz mehr finden, kommen im Nebenhörsaal in den Genuss einer Liveübertragung. Die dynamische Professorin weckt bei ihrer Vorlesung zwar bei Vielen das Interesse für diesen Studiumszweig, warnt aber auch vor allzu hohen Erwartungen und erzählt aus ihrer eigenen Studienzeit.
Man hört sich die positiven und negativen Argumente an und versucht sich, ein Bild zu machen. Fünfundvierzig Minuten später strömt die Menschenmenge aus dem Hörsaal. Wiederum verweilen einige bei der Professorin, um Fragen zu klären.
Mittagspause. Zeit für einen Rundgang, um sich in Ruhe die Informationsstände anzusehen. Manchmal bleibt man hängen, manchmal läuft man rasch vorbei. Die grosse Menge verteilt sich. Man informiert sich und schmunzelt über die kreativen Ideen.
Beim Philosophiestand erhält man, in Anlehnung an den Film Matrix, zwei Bonbons in die Hand gedrückt, ein rotes und ein blaues. Eines steht für «angenehme Illusion», das Andere für die «harte Wahrheit».
Insgesamt sind über hundert Fächer vertreten
Weiter geht’s, vorbei an den Ständen von Filmwissenschaft und Musikgeschichte. Man trifft auf Studienrichtungen, die zugegebenermassen vielen von uns zuvor vollkommen unbekannt waren. Von Chiropraktik über klassische Archäologie, Arabistik über Skandinavistik bis zu Zoologie sind über hundert Fächer vertreten.
Am frühen Nachmittag wird in der Aula Publizistik angeboten. Der Saal ist voll. Nur noch Plätze in der letzten Reihe sind frei. Der junge Professor erzählt vom wachsenden Einfluss der Medien und zieht damit alle Zuhörer in seinen Bann. Er verblüfft mit aktuellen Beispielen von schlecht retouchierten Werbeplakaten. Danach stellt er Fragen und regt damit sein Publikum zum Nachdenken an.
Ein informativer und anregender Tag an der Universität Zürich geht zu Ende und jeder tritt, um neue Erkenntnisse reicher, durch die automatischen Flügeltüren ins Freie.