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Der Pfizer Forschungspreis wird jeweils den sechs Fachbereichen Herzkreislauf, Rheumatologie und Immunologie, Infektiologie, Neurowissenschaften und Erkrankungen des Nervensystems, Urologie und Nephrologie sowie Onkologie verliehen. Insgesamt wurden 13 Projekte mit 21 Forschenden ausgezeichnet.
Dr. Dörthe Schmidt erhielt den Preis im Bereich Grundlagenforschung Herzkreislauf für ihre Arbeit über die Herstellung körpereigener Herzklappen aus Stammzellen. Angeborene Herzfehler treten bei ca. 1% aller Neugeborenen auf. Fehlgebildete Herzklappen müssen häufig schon kurz nach der Geburt durch künstliche Materialien ersetzt werden. Da diese jedoch nicht mit dem kindlichen Körper mitwachsen, müssen die zu klein gewordenen Prothesen bis zum Erreichen des Erwachsenenalters mehrfach ersetzt werden. Diese Re-Operationen sind mit erheblichen Risiken für die Kinder behaftet.
Alternativ wird in dem Forschungsgebiet «Regenerative Medizin» mittels «Tissue Engineering»-Technologien versucht, basierend auf körpereigenen Zellen lebende, zum Wachstum befähigte Implantate im Labor herzustellen. Weil die angeborenen Herzfehler bei oder kurz nach der Geburt behandelt werden sollten, müsste derartiges Gewebe bereits zu diesem frühen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Die Zellentnahme und Gewebezüchtung sollte daher vor der Geburt stattfinden, sobald der Herzfehler festgestellt wurde.
Hierzu wurde das folgende neue Konzept entwickelt: Fetale Stammzellen wurden im Rahmen einer pränatalen Routine-Diagnostik aus Fruchtwasser gewonnen. Die Stammzellen wurden vermehrt, differenziert und für die Herstellung lebender, körpereigener Herzklappen verwendet, welche im Labor funktionelle Eigenschaften zeigten. Diese so hergestellten wachsenden Klappen könnten einen Paradigmenwechsel in der nachhaltigen Behandlung angeborener Herzfehler darstellen.
Den Preis im Bereich Klinische Forschung Rheumatologie und Immunologie erhielten PD Dr. Oliver Distler und PD Dr. Jörg Distler. Sie untersuchten den Einsatz des Wirkstoffes Imatinib bei Sklerodermie, einer Verhärtung des Bindegewebes der Haut oder auch der inneren Organe, wie Lunge, Herz oder Nieren. Gegen Sklerodermie gibt es derzeit noch keine krankheitsmodifizierende Behandlung. Oliver und Jörg Distler konnten zeigen, dass Imatinib die Synthese von Kollagen in den Bindegewebezellen hemmt und dadurch die Fibrose, eine Verhärtung des betroffenen Bindegewebes, reduziert. Imatinib verhinderte nicht nur eine weitere Ausbreitung der Fibrose, sondern konnte auch bereits bestehende Verhärtungen reduzieren.
Diese Ergebnisse sind direkt in die klinische Anwendung übertragbar. Imatinib wird bereits seit Jahren in der Krebstherapie verwendet und verfügt über ein gutes Sicherheitsprofil. Aufgrund der limitierten therapeutischen Alternativen, der guten klinischen Verträglichkeit und der potenten antifibrotischen Wirkungen in den präklinischen Modellen könnte Imatinib ein vielversprechender neuer Ansatz zur Behandlung der Sklerodermie sein. Erste Fallberichte zeigen vielversprechende Effekte, die derzeit in grösseren Studien systematisch untersucht werden.