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Nach ihrer Erstausbildung als Lehrerin arbeitete Mirjam Schallberger unter anderem zwei Jahre in Indien und Nepal als Lehrerin und in Projekten. Bei einem späteren, erneuten Besuch in Nepal hatte sie in der Schweiz gesammeltes Geld mit dabei, um eine nepalesische Bergschule zu unterstützen.
Das Geld einfach der Schulleitung in die Hand zu drücken, entsprach nicht den lokalen Gepflogenheiten, wie Mirjam Schallberger feststellen sollte. Die Einheimischen führten eine Puja durch, einen hinduistischen Gottesdienst, der den Akt der Geldübergabe als religiöses Ritual gestaltete.
Es sind solche kulturellen und religiösen Phänomene, die Mirjam Schallberger nach ihrer Tätigkeit als Lehrerin motiviert hatten, vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Luzern zu studieren. Im Herbst 2008 entschied sie sich, dieses Wissen im Rahmen des erstmals angebotenen Master-Studiengangs «Religion-Wirtschaft-Politik» zu vertiefen. «Die Religion wird in einer multikulturellen, vernetzten Welt ein zunehmend wichtiges Thema für Politik und Wirtschaft», ist Schallberger überzeugt.
Der Masterstudiengang geht denn auch Fragen an der Schnittstelle von Religion, Wirtschaft und Politik nach: Wie vermag Religion in der modernen Gesellschaft Menschen zu mobilisieren? Wie legitimiert Religion staatliche Herrschaft? Welche Herausforderungen und Chancen birgt religiöse Vielfalt in Wirtschaftsunternehmen?
Das nötige Grundwissen zur Beantwortung solcher Fragen holen sich die Studierenden in Veranstaltungen wie «Religionsökonomie», «Demokratietheorien», «Religiöse Kommunikation» oder «Politik und Religion in den USA».
Der viersemestrige Studiengang wird gemeinsam von den Universitäten Zürich, Basel und Luzern angeboten. Die Studierenden profitieren dadurch von einem Netzwerk von Hochschulen, wobei die Mehrzahl der Veranstaltungen jährlich abwechselnd an einer anderen Universität stattfinden. Nach dem Start an der Universität Luzern wird es ab Herbst 2009 die Universität Zürich sein, 2010 Basel und danach wieder Luzern. Koordiniert wird der Studiengang vom Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP).
Das neue Angebot richtet sich insbesondere, aber nicht ausschliesslich, an Studierende, die über einen Bachelor in Religionswissenschaft, Theologie, Politikwissenschaft oder Wirtschaftswissenschaften verfügen. Für den ersten, derzeit laufenden Studiengang haben sich acht Studierende eingeschrieben.
Dr. Andreas Tunger-Zanetti, Koordinator am ZRWP, rechnet für die nächste Durchführung mit rund 20 Studierenden: «Wir hoffen insbesondere, noch mehr Studierende mit ökonomischem und politikwissenschaftlichem Hintergrund ansprechen zu können.»
Die Interdisziplinarität des Studienganges gefällt auch Mirjam Schallberger: «Gerade den Austausch zwischen Geisteswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften empfinde ich als sehr bereichernd, denn die Denkansätze sind grundlegend anders.»
Das dabei gewonnene Wissen kann die 29-jährige Studentin bereits in der Praxis anwenden. Sie organisiert Weiterbildungskurse für Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Hinduismus, Buddhismus, Islam und Judentum. «Ich könnte mir gut vorstellen, später in internationalen Unternehmen tätig zu sein und Mitarbeitende darauf vorzubereiten, sich in anderen Ländern zurechtzufinden. Dabei wird mir mein jetziges Studium sicher sehr hilfreich sein.»