Navigation auf uzh.ch
Eintreten bitte! Ein leuchtend weisser Monolith ist auf der Sechseläutenwiese in Zürich gelandet. Für neun Tage steht er nun im Brennpunkt des urbanen Geschehens. Rund ums Bellevue zieht die Wissenschaft die Aufmerksamkeit auf sich, Forscherinnen und Forscher der Universität geben ihr dabei ein persönliches Gesicht. Die Universität Zürich zeigt selbstbewusst Präsenz und stellt zugleich eine Nähe zur Bevölkerung her, wie sie sonst in dieser Form nicht möglich ist. Mitten in der Stadt lädt sie ein zu einer abwechslungsreichen, kurzweiligen Erkundungsreise in die Welt der Forschung.
Ein breites, bunt gemischtes Publikum kam am ersten Wochenende dieser Einladung nach. Familien mit Kindern, Ausflugsgruppen, Universitätsangehörige mit Partner, Teenager und Rentner, Paare und Passanten strömten in den Pavillon, und viele blieben länger, als zuvor geplant. Sie vertieften sich in interaktive Computeranimationen, liessen sich von Forscherinnen und Forschern in Gespräche verwickeln oder hörten sich einen der Kurzvorträge im Auditorium an.
Beim Betreten des Pavillons, der von aussen ein so kompaktes und einheitliches Bild abgibt, ist man sofort überrascht über die Vielfalt an Eindrücken, die einen im Innern umfängt. Auf begrenzter Fläche, in drei gut zu überblickenden Hallen, öffnen sich ganze Wissens-Universen. Schon nach den ersten paar Schritten befindet man sich mitten drin im Spannungsfeld unterschiedlichster Disziplinen. Verhaltensforschung präsentiert sich in Nachbarschaft zu Pflanzenwissenschaften, ein paar Meter weiter flimmern thailändische Filme auf einem Monitor, ein Barometer misst den Entwicklungsstand der Demokratie, und gleich gegenüber hat sich das Zentrum für integrative Humanphysiologie eingerichtet, wo man seine Hirnströme und Augenbewegungen analysieren lassen kann.
Die Fülle an Kontrasten überfordert nie, die Balance stimmt: Die Innenraumgestaltung wirkt klar und unaufdringlich. Durchgehend kommt in der Möblierung eine einfache, kubische Geometrie zur Anwendung. Vor diesem ruhigen Hintergrund kommt die Reichhaltigkeit dieser universitären Leistungsschau vorteilhaft zur Geltung.
Viel zu sehen und zu staunen gibt es überall. Auch an Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden, fehlt es nicht: So kann man etwa Tomaten-DNA isolieren oder mittels Elektroden am eigenen Arm eine Roboterhand bewegen, als wäre es die eigene. Vor allem aber gibt es viel zu reden: Forscherinnen und Forscher der Universität stehen an allen Stationen bereit, um von ihrer Arbeit zu erzählen, Ausstellungsgegenstände und Computeranimationen zu kommentieren, Experimentiervorrichtungen zu erläutern, Fragen zu beantworten.
Es fällt auf, wie gern und wie ausgiebig die Besucherinnen und Besucher diese Möglichkeit zum direkten Gespräch mit Universitätsangehörigen nutzen. Die Studentin Bettina Preiswerk, die in der Mediävistik-Abteilung Auskünfte erteilt, erzählt: «Die Leute wollen von mir nicht nur Erläuterungen zur Ausstellung hören, sie interessieren sich auch dafür, womit ich mich persönlich in meinem Studium beschäftige.»
Der Politologe Dominik Allenspach ist am Demonstrationsstand des Nationalen Schwerpunktprogramms Democracy im Einsatz. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war er an der Entwicklung des Online-Lehrmittels «Politikzyklus» beteiligt, das am Parcours des Wissens erstmals öffentlich vorgeführt wird. Für ihn ist es interessant zu beobachten, wie das Publikum das Lehrmittel aufnimmt. «Ich habe viele wertvolle Feedbacks erhalten», sagt er.
Besonders gut besucht sind die Spieltische, die im Bereich der Alterswissenschaften eingerichtet wurden. Spielkarten mit Quizfragen liegen bereit, auf denen Vorurteile und Fakten zum Thema Altern einander gegenübergestellt werden. Die Karten animieren zu regen Diskussionen. «Ich bin positiv überrascht, wie viele Reaktionen dieses Spiel auslöst», freut sich Hans Rudolf Schelling, Geschäftsführer des Zentrums für Gerontologie. «Die Besucherinnen und Besucher scheuen sich nicht, mir ihre Meinung dazu zu sagen.»
Grosse Beachtung findet auch die BrainFair, die jährlich stattfindende Internationale Woche des Hirns, die dieses Mal im Rahmen des Parcours des Wissens durchgeführt wird. Gezeigt wird hier, was Neurowissenschaften über Emotionen wissen. Klar, dass dieses Thema niemanden kalt lässt. An den Demonstrationsständen wird einem anhand anschaulicher Beispiele erklärt, welche Funktion Gefühle wie Angst oder Glück haben, wie sie entstehen, wie sie sich manifestieren und wie man sie messen kann. Letzteres geschieht beispielsweise, indem über Rezeptoren am Handgelenk festgestellt wird, wie gross die Schweissaussonderung beim Fahren auf einer virtuellen Achterbahn ist – eines der beliebtesten Experimente im Pavillon, insbesondere bei Kindern.
Einer lustvollen Achterbahnfahrt gleicht der Parcours des Wissens insgesamt: Man bewegt sich in allen Richtungen kreuz und quer durch die unterschiedlichsten Wissensgebiete und erfährt dabei sehr anschaulich den Reiz des transdisziplinären Austausches. Wie lautet doch die Weisheit des Künstlers Francis Picabia, die in der BrainFair-Abteilung in grossen Lettern zitiert wird: «Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.» So gesehen ist auch der Parcours des Wissens allemal eine runde Sache.