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Fakultätstag der Theologischen Fakultät

Gott und die Welt

Ein zahlreiches Publikum besuchte am Freitag den Tag der offenen Tür der Theologischen Fakultät. Er bot Einblick in Fragen und Methoden von Theologie und Religionswissenschaft.
Adrian Ritter

Angeregte Diskussionen im «Café Dogmatique»: Warum lässt Gott das Böse zu?

Die Frage hat um 300 vor Christus schon den griechischen Philosophen Epikur beschäftigt: Warum lässt Gott das Böse in der Welt zu? Im «Café Dogmatique» anlässlich des Tages der offenen Tür stellten Prof. Pierre Bühler und Assistierende vom Lehrstuhl für Systematische Theologie einige Theoretiker vor, die sich dazu geäussert hatten, wie der Widerspruch zwischen der Allmacht Gottes und der Unvollkommenheit der Welt erklärt werden könnte.

Verborgene Gründe

Greift Gott vielleicht darum nicht immer ein, weil er den freien Willen der Menschen respektieren und ihnen ermöglichen will, selber Gutes zu tun, wie es der zeitgenössische Philosoph Richard Swinburne formuliert?

Oder ist die Welt nur darum scheinbar unzulänglich, weil die beschränkte Erkenntnisfähigkeit des Menschen uns nicht erlaubt, die verborgenen Gründe für alle Geschehnisse zu erkennen, wie es der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibnitz im 18. Jahrhundert formuliert hatte?

Das «Café Dogmatique» bot Gelegenheit zur Diskussion solcher Erklärungen, was rege benutzt wurde. Wir wissen doch gar nicht, ob Gott einfach nur gut ist, meinte ein Zuhörer.

Ein anderer Besucher betonte, das Paradox sei unlösbar, da es im monotheistischen Gottesverständnis gründe. Wo es nur einen Gott gibt, müsse dieser für das Gute und das Böse zuständig sein. Anders, ergänzte Bühler, sei dies bei einer «dualistischen Lösung» wie etwa der gnostischen Bewegung, die von einem Reich des Lichts und einem Reich der Finsternis spreche.

Noch bis Ende Mai geöffnet: Im Kreuzgang des Grossmünsters widmet sich die Ausstellung «Wege ins Jenseits»...

Gott oder Götter?

Inwiefern sich die Bibel zur Anzahl der Götter überhaupt äussert, dieser Frage ging Prof. Thomas Krüger vom Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaft und Altorientalische Religionsgeschichte in seinem Referat nach.

Aus religionswissenschaftlicher Sicht sei es nicht ganz unproblematisch, Judentum, Christentum und Islam als monotheistische Religionen zu bezeichnen. Man könne sich fragen, ob angesichts von Engeln als untergeordneten göttlichen Wesen oder dem Glauben an einen «drei-einigen» Gott noch von Monotheismus gesprochen werden könne.

Überhaupt gehe die Bibel «eigenartig nachlässig mit der Frage um, ob es einen Gott oder mehrere Götter gibt». Viel wichtiger scheine der Bibel die so genannte «Monolatrie» zu sein, also die Aufforderung, nur einen Gott zu verehren.

...den unterschiedlichen Jenseitswelten und Todesritualen von Zoroastrismus, frühem Christentum, griechischer Antike und einer schamanistischen Tradition in Nepal.

Aktuelles aus der Forschung

Neben der Diskussion solch grundsätzlicher Fragen bot der Tag der offenen Tür Gelegenheit, aktuelle Themen aus Forschung und Lehre kennen zu lernen. So ging es in einem Workshop um die Ausgestaltung des Religionsunterrichtes, in einem anderen um den Zusammenhang von Medien und Religion. Auf zwei Stadtspaziergängen konnten die Besucherinnen und Besucher zudem in Geschehnisse des 16. und 18. Jahrhunderts eintauchen.

Das Jenseits im Kulturvergleich

Im Kreuzgang des Grossmünsters wurde am Tag der offenen Tür die Ausstellung «Wege ins Jenseits» eröffnet. Sie zeigt die unterschiedlichen Jenseitswelten und Todesrituale des Zoroastrismus, der griechischen Antike, des frühen Christentums und der schamanistischen Dumi Rai-Tradition in Nepal.

Farbenfroher Innenhof des Kreuzganges: Kinder aus der Schweiz und Indien haben in Zeichnungen ihre Vorstellungen festgehalten, was nach dem Tod geschieht.

Für die Ausstellung haben zudem Kinder in der Schweiz und in Indien in Zeichnungen ihre Vorstellungen festgehalten, was nach dem Tod geschieht. Das Resultat lässt sich als buntes Panoptikum im Innenhof des Kreuzganges betrachten und ist wie die gesamte Ausstellung «Wege ins Jenseits» noch bis Ende Mai geöffnet.

Jugend und Religion

Den Abschluss des Tages der offenen Tür bildete die Vernissage zum Buch «Auf meine Art – Jugend und Religion». Studierende der Theologie und Religionswissenschaft beschreiben darin in Porträts die religiösen und weltanschaulichen Orientierungen von Jugendlichen in der Schweiz.