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Betritt er ein Gebäude hat er einen prüfenden Blick: Sind keine Fluchtwege verstellt? Sind die Brandschutztüren in Ordnung? Eine «deformation professionelle», denn Jakob Flükiger ist Brandschutzbeauftragter und fast sein ganzes Leben lang als Feuerwehrmann tätig gewesen.
Flükiger kennt sämtliche Liegenschaften der Universität. Alle Gebäude, vom Botanischen Garten bis zur Binzmühle hat er auf Sicherheitsaspekte hin geprüft. Zusätzlich bildet er aus und erläutert, was im Brandfall zu tun ist. Viele Institutsangehörige, Lehrlinge, das Mensapersonal und Hauswarte haben von ihm erfahren, wie man Brände löscht, wann Hilfe eingefordert werden muss und nicht zuletzt, wie mit dem Feuerlöscher umzugehen ist. «Grob überschlagen, habe ich etwa 8‘000 Personen instruiert», erzählt Jakob Flükiger.
Kein Festanlass, keine Ausstellungen oder Sonderveranstaltungen bei der er nicht als Brandschutzbeauftragter die Situation vor Ort eingeschätzt hat. «Der Brandschutz steht für mich immer im Vordergrund. Und Ordnung ist der beste Brandschutz. An der Universität bin ich bekannt und vielleicht auch etwas berüchtigt», schmunzelt er, denn nicht immer hätte er zu den Ideen von Ausstellungsmachern und Festmanagern sein OK geben können.
Als er im Jahr 1987 seine Stelle antrat, kannte der Bauerssohn aus Rümlang die Universität nur von seiner landwirtschaftlichen Lehre am Strickhof, der auf dem Irchelgelände liegt. «Damals habe ich noch nicht daran gedacht, an der Universität zu arbeiten.» Er bewirtschaftete mit seinem Bruder und Vater den Hof. Allerdings war die Teamarbeit schwierig, auch die Frauen passten nicht so recht zusammen. Jakob Flükiger entschied sich für eine Lehre als Mechaniker und schloss mit dem eidgenössischen Diplom für Landmaschinenmechaniker ab. Nach der Lehre war er in der Berufsfeuerwehr am Flughafen Kloten tätig, zunächst in der Werkstatt, dann im Feuerwehrdienst.
Die Arbeit an der Universität stellte eine neue Herausforderung dar: Er musste nämlich bei Null anfangen, da die Arbeit eines Brandschutzbeauftragten für die Standorte Irchel und Tierspital nicht besetzt war. Die Stelle wurde damals auf Forderung der Gebäudeversicherung eingerichtet. Um ein brauchbares Brandschutzkonzept durchzusetzen, knüpfte Jacob Flükiger viele Kontakte, wie etwa zur städtischen Feuerpolizei, zum Bauamt und zu anderen Behörden. Schliesslich bargen die naturwissenschaftlichen Laboratorien am Irchel und im Tierspital auch besondere Gefahren.
Zum Glück sei es nie zu folgenschweren Schäden gekommen, erzählt Flükiger. Allerdings habe es schon mal geknallt, weil in einem Labor etwas explodiert sei. Er erinnert sich auch gut an die Situation, als in einem Chemielabor giftige Gase ausgetreten seien. Damals habe sich die Betriebsfeuerwehr bewährt, ein internes Einsatzkommando, das Flükiger im Laufe der Zeit aufgebaut hat. Die Betriebsfeuerwehr besteht aus Angehörigen der Universität, vom Professor über den Laboranten bis zum Mechaniker, natürlich seien auch Frauen dabei. Es habe sich bewährt, dass diese Einsatztruppe ganz unterschiedliches Hintergrundwissen mitbringe, das habe sich im Ernstfall ausgezahlt. So sei damals die Ursache für die Entstehung des toxischen Gases schnell entdeckt worden.
Langweilig wird es dem Brandexperten nach dem letzten Arbeitstag Ende Februar wohl nicht werden. Er hat ein Stück Wald geerbt, daraus holt er Holz für Skulpturen.
Begonnen hatte sein neues Hobby mit einem verbrannten Baum. Ungeübte Grillfreunde hatten beim Braten eines Spanferkels das Feuer unter einem Baum angezündet und dabei die Krone verbrannt. Nur noch der Stamm blieb. Mit einer Säge schnitzte Jakob Flükiger kurzerhand eine Eule aus dem Stamm und hat damit nicht nur dem Baum zu neuer Würde verholfen, sondern auch in sich selbst eine künstlerische Leidenschaft entfacht.