Navigation auf uzh.ch
Im vergangenen Jahr hat Karin Mölling, Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie der Universität Zürich, mit einem völlig neuen Ansatz einen Durchbruch im Kampf gegen AIDS erreicht: Sie entdeckte ein Enzym, das das Erbgut des HI-Virus zerschneidet. Normalerweise löst das Virus diese Selbstzerstörung erst aus, nachdem es sich in der Zelle vermehrt hat. Mölling ist es aber gelungen, das Enzym zu aktivieren und das Virus in den «Selbstmord» zu treiben, bevor es in die Zelle eingedrungen ist. Auf der Basis dieser Forschungsergebnisse wäre es möglich, Medikamente zu entwickeln, die vor der Ansteckung mit dem HI-Virus schützen könnten.
Obwohl sie mit ihrer bahnbrechenden Arbeit weltweit in den Medien grosse Beachtung fand, kam die Nomination für den Swiss Award für Mölling aus heiterem Himmel: «Ich war total überrascht und musste mich zuerst einmal informieren, was diese Auszeichnung überhaupt ist.» Als sie dann die Liste der früheren Geehrten gesehen habe, sei sie «schon etwas beeindruckt» gewesen, gibt Mölling zu.
Aber dass sie zu einer der herausragenden Schweizer Persönlichkeiten des vergangenen Jahres gewählt werden würde, daran habe sie keinen Moment geglaubt: «Ich war überzeugt, dass ich es nicht werde. Ich dachte, die Auszeichnung wird an eine Schweizerin oder einen Schweizer gehen», sagt die gebürtige Deutsche.
Viel Aufhebens um ihre Person zu machen, ist nicht Sache von Karin Mölling. Die Auszeichnung des Swiss Award sieht sie denn auch in erster Linie als ein Verdienst ihrer über 30-jährigen Arbeit als Forscherin. «Ich bin sehr daran interessiert, meine Arbeit fortzusetzen», sagt Mölling, die auf Ende August 2008 emeritiert wird. «Vielleicht hilft mir die Auszeichnung dabei.»
Denn noch ist es ein weiter Weg von ihrer Entdeckung zur tatsächlichen Entwicklung eines Medikamentes. Die Pharmafirmen seien bisher noch nicht auf den Zug aufgesprungen. «Die grossen Pharmaunternehmen interessieren in erster Linie Substanzen, die schon beim Menschen funktioniert haben», so Mölling. Soweit ist sie zwar noch nicht, doch derzeit macht sie viel versprechende Versuche mit Blut von AIDS-Patienten.
«Das sind aber Versuche ausserhalb des Menschen», betont sie. «Zu einer Anwendung am Menschen ist der Sprung noch immer gross.» Um dahin zu kommen, brauchte es weitere aufwändige Studien, zum Beispiel im Bereich der Toxikologie. «Das liegt aber eigentlich nicht in unserem Tätigkeitsbereich an der Universität.»
Mölling ist jedenfalls entschlossen, ihren Weg weiterzuverfolgen. Hoffnungen setzt sie dabei auch in die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Geld kann sie zwar keines erwarten, doch die Stiftung prüft derzeit ihre Substanz für eine mögliche Weiterentwicklung. «Wenn wir diese Hürde nehmen können, dann sieht es sehr gut aus», meint Mölling.