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Abschied von Klaus Dittrich

Am vergangenen Freitag nahm die Universität Zürich mit einer Trauerfeier Abschied von Klaus Dittrich. Der Informatikprofessor starb plötzlich und unerwartet in Kalifornien. Unipublic publiziert die Trauerrede von Andreas Geppert, Dittrichs langjährigem Mitarbeiter.
Andreas Geppert

Liebe Frau Dittrich, liebe Trauernde!

Ich habe Klaus Dittrich vor etwas mehr als zwanzig Jahren kennengelernt. Er hielt an der Universität Karlsruhe eine Vorlesung über «Datenbanksysteme für ingenieurwissenschaftliche Anwendungen». Schon damals waren seine Vorlesungen beliebt bei den Studierenden, denn sie waren lebendig, aufgelockert durch Anekdoten, die er selbst erlebt hatte. Und doch ging die Lockerheit nicht zu Lasten der Inhalte; wie bei guten Dozenten konnte man in seinen Vorlesungen sehr viel lernen und Spass dabei haben.

1989 ging Klaus als Professor in die Schweiz. Ich habe die Stellenanzeige aus der «Zeit» aufbewahrt, mit der er in seiner Zürcher Anfangszeit Assistenten suchte. Darin schreibt er, dass «Einsatzfreude, Begeisterungsfähigkeit und eine gesunde wissenschaftliche Neugier ideale Voraussetzungen» sind. Klaus selbst hatte all diese Eigenschaften im Übermass. Neugierig nicht nur in seinem Forschungsgebiet und darüber hinaus, sondern auch neugierig, Menschen und Länder kennenzulernen.

Prof. Dr. Klaus R. Dittrich verstarb am 20.11.2007.

Diese Neugier passte besonders gut zu seiner Hilfsbereitschaft – wann immer er jungen Wissenschaftlern oder auch entstehenden Datenbank-Communities helfen konnte, dann tat er das bereitwillig und schuf sich so Freunde auf allen Kontinenten. In seiner eigenen Forschungsgruppe hat Klaus über die Jahre mehr als 40 Assistenten und Doktoranden betreut. Er war unser Vorbild in vielem, unser Lehrer und Doktorvater. Von ihm haben wir das wissenschaftliche Denken und Arbeiten gelernt. Am besten diskutieren konnte man mit ihm, wenn man etwas aufschrieb und ihm zum Lesen gab. Seine Korrekturen waren berüchtigt, für die erste Version eines ersten Papiers war es nicht ungewöhnlich, dass die rote Farbe die schwarze Schrift dominierte. Und doch ergaben sich viele intensive Diskussionen bei der Besprechung seiner Kommentare. Klaus legte Wert auf Klarheit im Ausdruck und Stringenz in der Argumentation. Wer schwafelte, handelte sich schon mal ein ,blabla» als Kommentar ein. Manch einer hat bei Klaus erst richtig Englisch gelernt, und nicht wenige Studenten und Assistenten haben bei ihm Nachhilfe in Deutsch bekommen, beispielsweise waren ihm unnötige Anglizismen ein Greuel. Das Korrekturlesen fand oft unter Zeitdruck statt, vor allem vor dem Einreichungsschluss von Konferenzen, und doch wurde es Klaus nie zuviel.

Eine gute Atmosphäre und der Zusammenhalt in seiner Gruppe war ihm wichtig. Beliebt waren die Sommerfeste für die Gruppe in Dittrichs' Garten mit PartnerInnen, Kindern und einmal sogar einem Hund, und Tradition hatte die Gruppenweihnachtsfeier. Dazu kamen spontane Gruppenfeste im Institut, für die sich immer ein Grund fand. Legendär waren die Glacé- (Eiskrem-) Orgien Anfang der 90er Jahre, wo wir mit Klaus' Geld eine Mauer aus leeren Mövenpick-Kartons gebaut haben.

Klaus war weniger unser Chef als vielmehr unser Doktorvater. Wer private Sorgen hatte, konnte auch diese mit ihm besprechen. Persönliches blieb bei ihm vertraulich, so gern er sonst Neuigkeiten weitergab. Auch bei erfreulichen Anlässen wie Hochzeiten und Geburten freute sich Klaus mit. Er verfolgte den Werdegang seiner Schüler, freute sich, wenn sich Ehemalige meldeten, und machte sich Sorgen, wenn er lange nichts hörte oder seine Weihnachts-Email als unzustellbar retourniert wurde.

Anfang Oktober habe ich Klaus zum letzten Mal gesehen. Wir sind an diesem Tag zusammen nach Hause gefahren; er hat dabei von der jetzigen Gruppe, den aktuellen Arbeiten und seinem Sabbatical in Kalifornien berichtet. Mich hat beeindruckt, wie begeistert, erfüllt und voller Pläne er immer noch war. Wir werden ihn in Erinnerung behalten nicht nur als herausragenden Forscher und Lehrer, sondern auch als besonderen und lieben Menschen und Freund.

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