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E-Learning ist ein schillernder Begriff. Er steht für eine Vielzahl von Lernmethoden, die irgendwie mit dem Einsatz von Computern zusammenhängen. Während der Internet- Euphorie um die Jahrtausendwende stand die damals geläufigere Bezeichnung Web Based Training (WBT) aber auch für die hochgespannten Erwartungen gewisser Politikerinnen und Politiker, die Bildungsausgaben drastisch reduzieren zu können. Die klassischen universitären Lehrveranstaltungen schienen in absehbarer Zeit der Vergangenheit anzugehören.
Soweit ist es zum Glück nicht gekommen. Vielmehr hat E-Learning die bisherigen didaktischen Methoden vielfach bereichert und neue Wege des Lehrens und Lernens eröffnet. Das Zauberwort lautet heutzutage denn auch Blended Learning. Dabei werden Präsenzveranstaltungen je nach Bedarf mit internetbasierten Lernformen kombiniert. So lösen Studierende am Computer selbständig anspruchsvolle Fallbeispiele, wofür im Seminar weder Zeit noch Ruhe zur Verfügung stehen. Oder sie diskutieren in einem Online-Forum den Stoff der letzten Vorlesung.
Wo steht die UZH gegenwärtig bezüglich E-Learning? Franziska Schneider, Co-Leiterinder Multimedia & E-Learning Services (MELS), ist erleichtert, dass um das Thema nicht mehr ein Hype wie vor vier, fünf Jahren besteht: «Heute ist man in einer gesunden, ernüchterten Phase angekommen.» Sie sieht darin eine grosseChance, dass E-Learning in der Lehre zum Alltag wird. Wie ausgeprägt diese Tendenz ist, erläutert Tobias Zimmermann, einer der sechs E-Learning-Koordinatoren der Philosophischen Fakultät: «Seitdem wir 2004 unsere Tätigkeit aufgenommen haben, sind die Veranstaltungen mit einem Blended-Learning-Anteil von rund fünf Prozent auf über zwanzig Prozent gestiegen.» Er stellt auch ein reges Interesse an den Werkstattgesprächen und Workshops fest, die er und seine Kolleginnen und Kollegen regelmässig für die Dozierenden und Assistierenden durchführen.
An die turbulenten Anfangsjahre erinnert sich Eva Seiler Schiedt, seit der Gründung im Jahr 1999 Leiterin des E-Learning Center (ELC), das damals noch Fachstelle Information and Communication Technology (ICT) hiess. So war der Markt für Lernplattformen, die das Management von E-Learning erleichtern sollten, stark in Bewegung. Vielen Neugründungen standen etliche Firmenpleiten gegenüber, die Wahl der technischen Infrastruktur wollte gut überlegt sein. Mit der Verabschiedung einer verbindlichen E-Learning-Strategie durch die Universitätsleitung im Sommer 2003 gelang es, die weitere Entwicklung in geordnete Bahnen zu lenken. Eine Konzentration der Kräfte war zu jenem Zeitpunkt auch notwendig, weil das finanzielle Engagement von Bund und Kanton bereits nach wenigen Jahren stark zurückging.
Und was bringt die Zukunft? Andreas Fischer, als Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften für die Entwicklung der Lehre zuständig, rechnet mit «einer Zunahme der Blended-Learning-Veranstaltungen». Franziska Schneider und Eva Seiler Schiedt vermuten, dass Foren und Wikis – parallel zu den allgemeinen kollaborativen Tendenzen im Internet, die unter dem Schlagwort Web 2.0 laufen – noch an Bedeutung hinzugewinnen und im Bereich der Leistungsnachweise (E-Assessment) weitere Entwicklungen stattfinden werden. Ein Ende der Präsenzveranstaltungen ist nicht in Sicht, dank ihrer Verbreitung über Podcasts und Videostreaming erreichen sie ein grösseres Publikum als je zuvor.
Weitere Artikel zum Thema E-Learning an der UZH finden Sie im neuen unijournal.