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Es sei eine Tatsache, dass Maturandinnen und Maturanden selten eine hohe Schreibkompetenz an die Universität mitbringen, meinte Eva Lia Wyss, Oberassistentin am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Dass auch nach zwölf Schuljahren das eigene Schreiben noch der Verbesserung bedürfe, sei für die Studienanfänger oft ein «schmerzhaftes Erlebnis», berichtete auch Monique Honegger, Leiterin des Schreibzentrums der Pädagogischen Hochschule Zürich.
Das Problem sei aber erkannt, waren sich die Teilnehmenden des Podiumsgespräches der «Hochschuldidaktik über Mittag» am vergangenen Mittwoch einig. «Die Schreibkompetenz ist in den letzten Jahren an der Universität Zürich zu einem zentralen Thema geworden», sagte Crispin Hugenschmidt, Leiter der Fachstelle Studienreformen an der Universität Zürich. Nicht zuletzt die Bologna-Reform habe den Blick für die so genannten überfachlichen Kompetenzen geschärft.
Entsprechend sind auch neue Angebote entstanden. Eva Lia Wyss beispielsweise berichtete, dass am Deutschen Seminar ein Wahlkurs in Schreibkompetenz eingeführt wurde. «Die Studierenden sollen so früh wie möglich das Schreiben üben», ist Wyss überzeugt und lässt ihre Studierenden vom ersten Semester an wissenschaftliche Texte nicht nur lesen, sondern immer auch im eigenen Schreiben reflektieren.
Wyss bietet zudem persönliche Sprechstunden an, in welchen Texte detailliert besprochen werden können. Sehr häufig werde dieses Angebot allerdings nicht genutzt: «Viele Studierende realisieren nicht, wie wichtig das Schreiben für ihre Zukunft ist.»
Kompetent schreiben zu können ist aber nicht nur für die eigene Karriere wichtig, waren sich die Teilnehmenden des Podiums und das Publikum einig. Es sei die Grundlage, um Wissen überhaupt teilen und weitergeben zu können, wie es das Ziel einer Hochschule sei.
Das Schreiben verlange im Laufe der wissenschaftlichen Karriere ständig neue Kompetenzen, betonte Prof. Otto Kruse, Leiter des «Zentrums für Professionelles Schreiben» an der Zürcher Hochschule Winterthur und langjähriger Leiter von Schreibkursen an der Universität Zürich. Eine Doktorarbeit zu schreiben und die eigene Forschung in einen Text einfliessen zu lassen, sei schliesslich etwas anderes als beispielsweise eine Proseminararbeit. «Die Grundfrage lautet dabei immer: Wie kann das Schreiben angeleitet werden?», so Kruse.
Gemäss Hugenschmidt dreht sich diese Diskussion unter anderem darum, ob Schreibtraining in die einzelnen Fächer integriert oder fächerübergreifend angeboten werden soll. Kruse plädiert für beides, allerdings mit einem deutlichen Akzent auf das fachspezifische Schreiben. Ein juristischer Text unterscheide sich nämlich deutlich von einem naturwissenschaftlichen oder sozialwissenschaftlichen Text. Notwendig sei deshalb ein Beratungsdienst für Dozierende, welche in ihren Fachgebieten entsprechende Schreibkurse anbieten. Monique Honegger wünschte sich, dass beispielsweise Tutorinnen und Tutoren oder Assistierende zu Schreibcoaches ausgebildet werden.
«Haben die Assistierenden neben allen anderen Aufgaben noch Zeit dazu?», lautete diesbezüglich die Frage aus dem Publikum. Ein eigentliches, fächerübergreifendes Schreibzentrum sei nötig, wurde der Wunsch geäussert. Eine Zuhörerin, selber Dozentin, wünschte sich möglichst rasch eine «zentrale Anlaufstelle», um Studierende mit Schreibproblemen beraten zu können.
Ob der Bedarf an einem solchen Schreibzentrum tatsächlich bestehe, müsse erst abgeklärt werden, regte eine weitere Zuhörerin an. Es sollte zunächst eine Übersicht erstellt werden, welche Angebote in den einzelnen Fächern und Fakultäten bereits bestünden.