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Farbenzauberer im Labor

Mit Pipette und Reagenzglas: der Chemie-Labortag der Kinder-Universität Zürich erfreut sich grosser Beliebtheit. Am Samstag stellten die Jungchemiker Naturfarben selbst her. Das synthetisierte Indigoblau konnte jedes Kind mit nach Hause tragen und es zum Färben von Stoffen weiter verwenden.
Marita Fuchs

Volle Konzentration beim Herstellen von Indigo: Der Laborkurs der Kinder-Universität war bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Sie kommen aus Rapperswil, Stäfa, Zürich und Winterthur, um am Samstagvormittag mit Professor Roger Alberto Naturfarben chemisch herzustellen. Die Schülerinnen und Schüler der 3. bis 6. Primarklassen freuen sich sichtlich darauf, Chemie hautnah zu erleben. Der Laborkurs der Kinder-Universität Zürich macht es möglich.

«Naturwissenschaften und Experimente sind für die Kinder besonders interessant», sagt Sabine Salis Gross, Initiantin der Kinder-Universität Zürich. Das würden die Auswertungen der Online-Fragebögen bestätigen, die jedes Semester von den Teilnehmenden der Kinder-Universität ausgefüllt werden. Entsprechend gross war auch der Ansturm auf den Laborkurs. Es gibt 24 Arbeitsplätze im Labor, angemeldet hatten sich nach der Ausschreibung im Januar innerhalb kürzester Zeit fast 250 Kinder. Im nächsten Semester werde aufgrund des grossen Interesses der Kurs mit Professor Alberto noch einmal durchgeführt, sagt Salis Gross.

Chemie-Professor Roger Alberto nimmt sich Zeit für die interessierten Fragen der jungen Chemikerinnen und Chemiker.

Der Chemiker Roger Alberto, Professor für Anorganische Chemie an der Universität Zürich engagiert sich seit längerer Zeit für die Kinder-Universität Zürich. Er hat schon mehrere Vorlesungen für die jüngsten Studierenden gehalten und einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Laborkurses kennen ihn daher. Auch die Assistenten, die heute dabei sind, haben sie schon bei den Vorlesungen gesehen. Erwartungsvoll sitzen die Kinder nun, mit Labormantel und Schutzbrille versehen, an ihrem Platz im Life Science Learning Center Labor, das nicht nur hell und freundlich, sondern auch mit einer kompletten Laborausrüstung ausgestattet ist.

Jeanshosenfarbe aus dem Labor

Die Gruppe besteht etwa je zur Hälfte aus Mädchen und Jungen. Die Kinder stellen sich mit Namen vor und Roger Alberto gibt die Regeln bekannt: Im Labor duzen wir uns und ihr müsst eine Schutzbrille tragen. Anschliessend wird in vier Gruppen gearbeitet, jede von einem Assistenten betreut.

Beim ersten Versuch wird Indigoblau - die Farbe der Jeanshosen - chemisch hergestellt. Während eine Gruppe das Original-Indigo synthetisiert, variiert eine zweite den Versuch: nur ein einzelnes Atom wird ersetzt und die Farbe der neuen Verbindung zeigt einen anderen Farbton: Purpur. Die jungen Chemikerinnen und Chemiker notieren auf ihren Unterlagen gewissenhaft die einzelnen Arbeitsschritte und einige zeichnen sogar die Apparatur auf. Am Ende wird die Menge des hergestellten Indigos gewogen.

Die meisten Farben sind eine Mischung aus verschiedenen Farbstoffen, die durch die Chromatographie sichtbar gemacht werden können.

Beim zweiten Experiment können die Kinder Farbmischungen herstellen. Sie erfahren, dass Farben häufig nicht rein sind, sondern aus einer Mischung mehrerer Farbstoffe bestehen können. Wie viele echte Farben in einer Farbmischung vorhanden sind, zeigt die sogenannte Chromatographie, auf Deutsch auch Farbenschreiben genannt. Die unterschiedlichen Farben entsprechen verschiedenen chemischen Substanzen.

Die Kinder sind aufmerksam dabei. Wenn Fragen auftauchen oder etwas noch unklar ist, greifen es die Assistenten auf und übersetzen es noch einmal noch einmal in eine einfache wissenschaftliche Sprache.

Was Moleküle spüren

Was entsteht im Reagenzglas?

«Das ist echt cool», ruft ein Mädchen aus, als sie die giftgrüne Flüssigkeit im Reagenzglas betrachtet, die sie gerade gemischt hat. Sie ist beim dritten Experiment, der Solvatochromie. Mit unterschiedlichen Lösungsmitteln kann man Farben verändern, sie reagieren auf das Lösungsmittel, «spüren» es quasi. Chemisch diesen Prozess detailliert zu erklären, ist für den zweistündigen Laborbesuch zu kurz, aber Roger Alberto hat es schon zuvor angekündigt: es geht nicht nur ums Verstehen, sondern auch einfach ums Freuen.

Mal grün - mal blau: Farben reagieren unterschiedlich auf Lösungsmittel.