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Unter einem Podcast versteht man Dateien zum Hören oder Sehen, die über das Internet bezogen werden können. Sie sind – anders als Radio- und Fernsehsendungen sonst – weder auf eine bestimmte Ausstrahlungszeit noch auf einen fixen Ort beschränkt, sondern können nach eigenem Gusto irgendwann auf irgendeinem Computer konsumiert werden.
Die Vorteile des zeit- und ortsunabhängigen Podcasting machen sich je länger je mehr auch die Universitäten und Hochschulen zunutze. So bietet das E-Learning Center (ELC) der Universität Zürich seit neuerem eine Reihe Podcasts zum Thema E-Learning an. Die Podcasts sind als Information für Dozierende gedacht; anders als fixe Informationsveranstaltungen können sie dann konsumiert werden, wenn es den Dozierenden zeitlich passt.
In der Podcast-Serie «E-Prüfungen» sind bisher Audiofiles zu «Pädagogische Aspekte von elektronischen Leistungsnachweisen», «Erfahrungen mit E-Prüfungen in Deutschland und Österreich, «Erfahrungen mit E-Assessment in England», «Bologna und E-Prüfungen» sowie als neuster Beitrag «E-Prüfungen mit OLAT» auf dem Netz. Die rund 15-minütigen Podcasts sind Gespräche mit Expertinnen und Experten, die selbst E-Prüfungen konzipiert haben, sei es nun als technisch-konzeptionell oder als inhaltlich Verantwortliche.
Zwei der Podcasts des E-Learning Center der Universität Zürich sollen hier genauer vorgestellt werden: «OLAT und E-Assessment» mit der E-Learning-Spezialistin Franziska Schneider und «E-Prüfungen praktisch» mit Prof. Andreas Pospischil.
Wer eine E-Prüfung realisieren möchte, tut sich am besten schon früh mit anderen Professorinnen oder Professoren, die Ähnliches planen, und dem ELC und MELS zusammen, empfiehlt Prof. Andreas Pospischil in seinem Podcast «E-Prüfungen in der Praxis – Anwendung und Tipps». Der Veterinärmediziner setzt seit 2005 erfolgreich E-Prüfungen zum Testen der Kenntnisse in Veterinärpathologie ein. Die Umstellung seines Fachs auf Bologna (was einiges mehr an Prüfungen mit sich brachte) und der Zusammenschluss der Zürcher und Berner Fakultäten in der Vetsuisse haben ihn seinerzeit motiviert, E-Prüfungen einzuführen – nicht zuletzt also deshalb, um den Zuwachs an Studierenden und Prüfungen zu bewältigen. Positiver Nebeneffekt der Adaption bestehender Prüfungen an die elektronische Plattform: Die Prüfungsfragen wurden genau unter die Lupe genommen und überarbeitet.
Alle an der hiesigen Alma mater bisher durchgeführten E-Prüfungen basieren auf OLAT, der Universität-Zürich-eigenen Software «Online Learning And Training». OLAT ist ein Learning Management System, mit dessen Hilfe Dozierende ihre Prüfungen selbst konzipieren können. Die Dozierenden sind inhaltlich für die E-Prüfungen zuständig, in der Umsetzung werden sie vom E-Learning Center und den Multimedia und E-Learning Services (MELS) unterstützt.
OLAT kann für verschiedene E-Prüfungs-Formen eingesetzt werden. Bei den sogenannten Open-Book-Prüfungen stehen den Studierenden definierte Hilfsmittel zur Verfügung. So versammeln sich die Studierenden nicht zwingend in einem Zimmer, sondern können die Prüfung von überall auf der Welt ablegen. Die E-Prüfungs-Fragen müssen allerdings so konzipiert sein, dass die Antworten darauf nicht einfach irgendwo abgeschrieben werden können. Bei offenen Prüfungsfragen schreiben die Studierenden ihre Antworten in ein in OLAT integriertes Word-Dokument oder in ein spezielles Eingabefeld (analog zur schriftlichen Klausur); OLAT ermöglicht aber auch E-Prüfungen, bei denen die Antworten in einen Lückentext eingetippt werden müssen.
Auch sogenannte Closed-Book-Prüfungen sind im OLAT-Angebot. In diesem Fall sitzen die Prüflinge gemeinsam in einem Raum vor einem Computer und lösen unter Aufsicht die E-Prüfungen. Die Studierenden dürfen keine Unterlagen benützen. Einzig die Anzahl Prüflinge begrenzt bisher den Einsatz von Closed-Book-Prüfungen: An der Universität Zürich gibt es bisher nur Räume mit der nötigen Infrastruktur für maximal achtzig Prüflinge, sagt Franziska Schneider von den Multimedia and E-Learning Services (MELS) der Universität Zürich in ihrem Podcast.
Die Fachfrau Franziska Schneider und der Veterinärprofessor Andreas Pospischil zählen in ihren Podcasts vor allem Vorteile von E-Assessment auf: E-Prüfungen unterstützen die Dozierenden beim Bewältigen der Bologna-bedingt steigenden Anzahl Prüfungen; die Prüfungsfragen können besser bewirtschaftet (aktualisiert, ergänzt, geändert) werden; die Prüfungsauswertung erfolgt schneller; und, für gewisse Fächer sehr relevant: Grafiken, Fotos und Videos können in die E-Prüfungen eingebaut werden.
Doch auch gewisse Nachteile werden in den Podcasts erwähnt. Franziska Schneider etwa macht auf die Schwierigkeiten, lange am Bildschirm zu lesen, aufmerksam: Die Prüflinge ermüden schneller und lesen die gestellten Fragen häufig auch weniger sorgfältig. Für Prüflinge, die das Zehnfingersystem nicht beherrschen und sich mit dem «Adlersystem» begnügen, gestaltet sich ausserdem die Eingabe der Antworten harziger als beim Schreiben auf Papier.
Andreas Pospischil betont ausserdem, dass die Studierenden rechtzeitig mit der elektronischen Prüfungsart vertraut gemacht werden müssen, damit die Angst vor den Tücken des Computers nicht die Leistung beeinträchtigt. Denn mittels E-Prüfungen sollen ja nicht die Mediengewandtheit und Computervertrautheit, sondern die inhaltlichen Kenntnisse der Studierenden geprüft werden. Professor Pospischil hat deshalb vor dem Ernstfall mehrmals mit den Studierenden «geübt». «Einen Nachteil sehe ich eigentlich nur bei Studierenden, die sich mündlich sehr gewandt ausdrücken können, das fällt bei E-Prüfungem halt weg», hat Pospischil beobachtet. Dafür kann die wichtige Fähigkeit angehender Veterinärmediziner, Bilder zu interpretieren und Muster zu erkennen, in E-Prüfungen besser als bisher getestet werden.
Auch Franziska Schneider zieht in ihrem Podcast eine positive Bilanz: Im Zuge der Bologna-Reform werden sich E-Assessments durchsetzen, ist die Multimedia-und-E-Learning-Spezialistin überzeugt.