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Zeichen setzen in Afrika

Der Schweizer Arzt Ruedi Lüthy ist in Anerkennung seines Einsatzes für Aids-Kranke in Afrika zum «Europäer des Jahres 2007» gewählt worden. Die Laudatio an der Preisübergabe in der Aula der Universität Zürich gestern Donnerstag hielt Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey. Sie ehrte Lüthy dafür, mit seinem Einsatz dazu beizutragen, dass die Menschen in Afrika eine Zukunft haben.
Adrian Ritter

Ruedi Lüthy vor der Aids-Klinik in Harare, der Hauptstadt von Simbabwe. Für seinen «unermüdlichen Einsatz für Aids-Kranke» erhält er die Auszeichnung «Europäer des Jahres 2007» des Magazins Reader's Digest.

Peter Eigen als Gründer von Transparency International hat ihn für seinen Einsatz gegen Korruption erhalten, Linus Benedict Torvalds wurde für die Entwicklung des Betriebssystems Linux damit geehrt: Seit 1996 existiert die Ehrung «Europäer des Jahres», welche jährlich vom Magazin «Reader's Digest» vergeben wird. Im Jahr 2007 kann mit Ruedi Lüthy erstmals ein Schweizer den Preis entgegennehmen.

Ausgezeichnet wird er für seinen «unermüdlichen Einsatz für Aids-Kranke», wie es in der Preisbegründung heisst. Seit 2003 engagiert sich Lüthy für Aids-Kranke in Simbabwe. In der von ihm gegründeten Aids-Klinik in der Hauptstadt Harare hat sein Team bisher rund 1200 Patienten behandelt.

Von Zürich nach Harare

Spezialist für Aidsfragen ist der heute 65-jährige Lüthy schon lange. Er gründete und leitete die Abteilung Infektionskrankheiten am Universitätsspital Zürich, später das Sterbehospiz «Zürcher Lighthouse», war Präsident der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen und langjähriger Präsident der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie.

Im Jahre 2003 aber gab er seine Position als Professor für Innere Medizin und Infektionskrankheiten auf, um in Simbabwe tätig zu sein, wo gemäss Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO ein Drittel der Bevölkerung mit dem HI-Virus infiziert ist. Lüthy gründete die Stiftung «Swiss Aids Care International», begab sich erfolgreich auf Geldsuche und errichtete eine Aids-Klinik.

Prof. Ruedi Lüthy  setzt sich seit vielen Jahren im Kampf gegen Aids ein.

Kritiker mögen einwerfen, dies sei nur ein Tropfen auf den heissen Stein, sagte Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey in ihrer Laudatio: «Aber so setzen Sie Zeichen in Afrika und tragen dazu bei, dass die Menschen eine Zukunft haben.»

Dies sei auch dringend nötig, so die Aussenministerin, denn nach wie vor stelle die Krankheit eine grosse Herausfordeung dar und ein Impfstoff sei nicht in Sicht. Die Lebenserwartung im südlichen Afrika sinke wegen Aids dramatisch und die heutigen Massnahmen reichten nicht aus, um die Epidemie einzudämmen. «Wer A wie Aids sagt, muss auch A wie Armut sagen», so die Bundespräsidentin mit Blick auf die gesellschaftlichen Hintergründe der Krankheit. Mehr Prävention und Bildung sowie Pflege und psychosoziale Betreuung für die Kranken sei nötig. «Und damit tatsächlich etwas geschieht, braucht es Menschen wie Professor Lüthy», so Calmy-Rey.

Ruedi Lüthy anlässlich der Preisverleihung in der Aula der Universität Zürich neben Bundespräsidentin Calmy-Rey und seiner Ehefrau.

Die Werte Europas verkörpern

Dieser Ansicht waren auch die Chefredaktoren der 20 europäischen Ausgaben des Magazins Reader's Digest. Die mit dem Preis verbundene Medienpräsenz und das Preisgeld von 10'000 Franken sollen Persönlichkeiten unterstützen, die «am besten die Traditionen und Werte Europas verkörpern», erläuterte Werner Neunzig als Geschäftsführer von Reader's Digest Schweiz. Freiheit, Toleranz, Solidarität und Verlässlichkeit sind dabei zentrale Werte, um für den Preis vorgeschlagen zu werden.

Ruedi Lüthy bedankte sich herzlich und sichtlich gerührt für die Ehrung. Das Preisgeld werde ein Jahr lang die Behandlungskosten von zehn Patienten decken. Speziell bedankte er sich auch bei Bundespräsidentin Calmy-Rey, welche mit ihrer Anwesenheit zeige, dass es «der Schweiz auch in Zukunft ernst ist mit der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit». So hofft der Preisträger, dass die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sein Projekt auch in Zukunft unterstützen wird.

An guten Nachrichten mangelte es zumindest am Tag der Preisverleihung nicht. So hatte Lüthy kurz vor der Veranstaltung erfahren, dass das Welternährungsprogramm der UNO  dem Projekt sechs Tonnen Mais zur Verfügung stellen wird. Den Menschen medizinisch zu helfen sein nämlich nur das eine, weshalb seine Stiftung vor einem Jahr begonnen habe, den oftmals Hunger leidenden Patientinnen und Patienten auch Nahrungsmittel zu verteilen.

Die Freude in den Gesichtern der Kindern, wenn es ihnen schon nach kurzer Zeit der Behandlung besser geht, ist für Ruedi Lüthy eine starke Motivation.

Freude in den Gesichtern

«Ich habe einen unglaublich tollen Job, weil ich Menschen sichtbar helfen kann», so Lüthy. Es sei eine starke Motivation, die Freude in den Gesichtern der Kinder zu sehen, wenn es ihnen schon nach kurzer Zeit der Behandlung besser gehe. Diese gesundheitliche Verbesserung scheint die Regel zu sein in Lüthy's Projekt: 19 von 20 Patienten können dank seiner Therapie weiterleben, schreibt Reader's Digest in einer Medieninformation.

Einfach sei seine Arbeit trotzdem nicht, betonte der Preisträger. «Das Schwierigste ist, wenn wir aufgrund von mangelnder Kapazität in der Klinik Patienten abweisen müssen. Denn das bedeutet ihren sicheren Tod». Für eine Behandlung ausgewählt würden vor allem Menschen, die «für das Fortbestehen der Familie und des Staates wichtig sind», also beispielsweise Mütter, Lehrer und Krankenschwestern.

Umso glücklicher sei er, noch in diesem Jahr mit einem Neubau die Kapazitäten auf 2000 Patienten pro Jahr erhöhen zu können. Ein neues Ausbildungszentrum soll zudem helfen, die Arbeit auch ausserhalb der Klinik vervielfachen zu können. Dies sei umso notwendiger, da Aids-Kranke ein Leben lang Behandlung benötigen.