Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

 

Wenn Google und Amazon sich finden

Die kurze Geschichte des Internets ist reich an Buzz-Words. Eines davon ist «Webservices». Der von Abraham Bernstein, Professor am Institut für Informatik der Universität Zürich, kürzlich organisierte europäische Kongress zu Webservices (ECOWS) zeigte auf, dass die Technologie immer stärker Eingang in die Unternehmenswelt findet.
Theo von Däniken

Webservices bezeichnen Programme und Prozeduren, die über das Internet aufgerufen werden können. Allen bekannt sind etwa Suchmaschinen wie Google, Online-Shops wie Amazon oder die Möglichkeiten, online zu bezahlen. «Webservices ermöglichen, dass die für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine entwickelten Dienstleistungen auch für die Kommunikation von Computer zu Computer genutzt werden können», erläutert Bernstein. Konkret heisst dies etwa, dass anstelle eines Menschen, der bei Amazon ein Buch über Weinanbau in Frankreich sucht, ein anderes Computerprogramm – beispielsweise eine Suchmaschine – zu diesem Thema den Katalog bei Amazon durchforstet.

«Webservices werden die Art und Weise verändern, wie Unternehmen ihre Informatik-Projekte angehen», ist Professor Abraham Bernstein überzeugt.

Die einfache Verknüpfung solcher via Internet verfügbaren Programme zu neuen Dienstleistungsangeboten machen die Webservices für Unternehmen sehr attraktiv. Wer im Internet surft, nutzt bereits heute Webservices, oft ohne sich dessen bewusst zu sein. «Am Kongress wurden zahlreiche Implementierungen in den Geschäftsalltag vorgestellt. Die Technik wird nun in die Praxis umgesetzt», zieht Bernstein ein positives Fazit. So setzt etwa die Firma Telekurs, welche Zahlstationen für den bargeldlosen Einkauf betreibt, Webservices ein.

Standardisierung als Schlüssel

Vor allem die Hersteller von Software würden voll auf den Zug aufspringen. Bernstein sieht einen regelrechten Boom für die Zukunft. «Der Absatz für solche Services wird riesig sein», ist er überzeugt. Denn Webservices dürften die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Informatik-Lösungen angehen, wesentlich beeinflussen.

Der grosse Vorteil liegt im ihrem hohen Grad an Standardisierung. Sie ermöglicht eine einfachere und flexiblere Verknüpfung von verschiedenen Programmen. Insbesondere auch kleinere Unternehmen können dadurch auf dem Web mit überschaubaren Mitteln attraktive Angebote erstellen.

Einfachere Vernetzung

Bernsteins Forschungsinteresse richtet sich auf die Suche und Verknüpfung von verschiedenen Webservices. So geht er etwa der Frage nach, wie Webservice-Angebote beschrieben werden können, damit andere Programme erkennen, welche Funktionen sie anbieten und wie Daten für den Austausch mit diesem Programm strukturiert sein müssen. Ziel ist es, die Auffindbarkeit von Webservices zu verbessern und die automatische Verknüpfung zu erleichtern.

Bernstein setzt dabei nicht auf logische Verschlagwortung, sondern auf den Einsatz statistischer Verfahren. Denn während Schlagwörter nur genaue Übereinstimmungen finden, können mittels statistischer Verfahren auch Ähnlichkeiten erkannt und je nach Kontext bewertet werden.

Austausch mit der Praxis

Ein Ziel der «ECOWS» vom Dezember war der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. In einem Business Track wurden Fallbeispiele und Probleme aus der Praxis erörtert, während im Academic Track die aktuellen Fragestellungen in der Forschung präsentiert wurden. «Dabei war es vor allem für die Wissenschaftler interessant zu hören, welche Probleme sich in der Praxis ergeben», erklärt Bernstein. Daraus könnten neue Fragestellungen für die Forschung abgeleitet werden.

«Webservices sind ein Gebiet, in dem man sehr nahe an der Praxis forschen kann», begründet Bernstein sein Interesse an dem Bereich. Dabei ist ungewöhnlich, wie rasch Erkenntnisse aus der Forschung Eingang in die Geschäftswelt finden. «Bei den relationalen Datenbanken dauerte es bis zu zwanzig Jahre, bis sie von der Forschung in der Praxis etabliert waren», so Bernstein. «Bei den Webservices liegt dieser Zeitraum bei vier bis fünf Jahren.»