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Es ist ein beinah schon vertrautes Bild: Am Mittwochnachmittag füllt sich der Lichthof der Universität Zürich auf dem Irchel mit Hunderten von Kindern, die sich vor dem Hörsaal 30 drängeln und darauf warten, dass sich die Türen des Hörsaals öffnen. Doch an diesem ersten Mittwoch im November ist trotzdem alles ein «bisserl» anders. Denn zum ersten Mal können nicht nur die Kinder im Hörsaal die Ausführungen und Demonstrationen von Rolf Pfeifer, Professor für Informatik, mitverfolgen, sondern auch rund 80 weitere Kinder in verschiedenen Schulen im Kanton Zürich und in Linz in Österreich.
Und die Zusammenarbeit klappt! Kinder im Hörsaal können die zugeschalteten Schülerinnen und Schüler sehen. Diese wiederum haben Einblick in den grossen Hörsaal am Irchel und eine Schülerin aus Russikon, Zürich meint staunend. «Ich habe nicht erwartet, dass derart viele Kinder in einem Uni-Hörsaal Platz haben».
Zwar gibt es schon mal kleine Übertragungspannen und die eine Schule fällt kurz aus dem Bild. Auch die Auswirkungen der sekundenschnellen, aber trotzdem verzögerten Übermittlung auf Bild und Ton sind zu Anfang gewöhnungsbedürftig. Dass die Kinder sich gegenseitig ins «Schulzimmer» gucken können, einander zuwinken und sich selbst auf der Leinwand beobachten können, macht ihnen offensichtlich Spass. Vor allem aber nutzen nicht nur die Schülerinnen und Schüler im Hörsaal die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder zu beantworten, sondern auch die zugeschalteten Kinder.
Und wie haben die beteiligten Schülerinnen und Schüler die Vorlesung beurteilt? Praktisch alle Feedbacks sind begeistert. Vor allem die Roboterdemonstrationen faszinieren. Die Kinder fanden das Thema interessant, selbst wenn nicht immer alles verständlich war. «Blöd» und «nicht so toll» fanden die betroffenen Kinder die Bildausfälle. Die beteiligten Lehrkräfte an den zugeschalteten Schulen bestätigen die positive Erfahrung ihrer Schülerinnen und Schüler und zeigen sich an dieser Form der Wissensvermittlung interessiert.
Für die Kinder-Universität Zürich war die Videokonferenzschaltung ein Experiment: Wie reagieren Primarschülerinnen und -schüler auf diese Kommunikationsform? Lenkt die Technik zu sehr ab? Wird die Interaktivität beeinträchtigt, weil das Hin- und Herschalten zwischen den verschiedenen Teilnehmern zu viel Zeit braucht? Tatsache ist, dass Übertragungen von Lehrveranstaltungen in Echtzeit an den Hochschulen wohl immer häufiger eingesetzt werden. Rolf Pfeifer selbst arbeitet seit Jahren mit Videokonferenzen bei internationalen Lehrveranstaltungen. Während seines Lehr- und Forschungsaufenthaltes an der University of Tokyo 2003/04 haben nicht nur Studierende vor Ort, sondern auch solche aus Zürich, Saudiarabien und Polen übers Internet direkt an seinen Vorlesungen teilgenommen.
Die Organisatorinnen der Kinder-Universität Zürich sehen in dieser Kommunikationsform denn auch eine Chance, interessierten Schülerinnen und Schülern unabhängig vom Ort Zugang zu Wissen zu verschaffen – damit sie auch in Zukunft dem Wissen auf der Spur bleiben!
Nicht nur die Übertragung der Einführungsvorlesung in Echtzeit an andere Schulen ist in diesem Wintersemester eine Premiere. Die Kinder-Universität Zürich hat auch ihr Programm ausgebaut. Neben den Vorlesungen finden neu zwei Labortage zur Gentechnologie statt. Und für das kommende Sommersemester sind zusätzlich zwei Einzelveranstaltungen für Kleingruppen in Theologie und Chemie in Planung.