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Das Swiss Finance Institute feiert den ersten Geburtstag

Das neue Swiss Finance Institute will als Kompetenzzentrum für Banking und Finance den Finanzplatz Schweiz mit Forschung und Bildungsangeboten unterstützen. Am «First Annual Meeting» zogen die Beteiligten aus Wirtschaft und Wissenschaft am Dienstag Bilanz.
Adrian Ritter

Bundesrat Pascal Couchepin erhofft sich vom Swiss Finance Institute innovative Impulse für den Finanzplatz Schweiz.

Das Swiss Finance Institute (SFI) geht auf eine Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung zurück und wurde 2005 als private Stiftung gegründet. Gemeinsam mit den Partneruniversitäten Zürich, Genf, Lausanne und Lugano und unter anderem mit dem an der Universität Zürich beheimateten Kompetenzzentrum FINRISK will das SFI die Forschung rund um Banking und Finance stärken und den Kontakt zwischen der Wissenschaft und den Unternehmen der Branche intensivieren.

Meilensteine erreicht

«Wir haben bereits wichtige Meilensteine erreicht», sagte der Verwaltungsratspräsident der Walliser Kantonalbank und Präsident des Stiftungsrates des SFI Olivier Steimer anlässlich des «First Annual Meeting» in der Börse Zürich. Das SFI sei eine offene Initiative und hoffe, noch weitere Universitäten für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Das Ziel ist hoch gesteckt: Das SFI soll zu einer der drei führenden Forschungs- und Lehrstätten für Banking und Finance in Europa und einer der zehn Top-Adressen der Welt werden.

Zu den bisherigen Meilensteinen gehören unter anderem die Schaffung zusätzlicher Professuren an den beteiligten Universitäten, der Start des Ph.D-Programmes mit 18 neuen Doktoranden, Tagungen und Kursangebote sowie die an der Veranstaltung erstmals verliehenen Auszeichnungen für hervorragende Publikationen und Doktorarbeiten. In der Schlussphase befinden sich zudem die Vorbereitungen für drei geplante Master-Programme.

Das «First Annual Meeting» bot denn auch Gelegenheit, sich über aktuelle Forschungsfragen zu informieren. So leitete beispielsweise Rajna Gibson, Professorin für Finanzmarktökonomik an der Universität Zürich und Leiterin des Bereichs Forschung im SFI, zwei Workshops zur Grundlagenforschung und Prof. Paolo Vanini vom Institut für schweizerisches Bankwesen der Universität Zürich bot einen Workshop zum Thema Wissenstransfer an.

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Publication Award und des Doctoral Award des SFI (von links nach rechts): Enrique Schroth, Lucy White, Philippe Bachetta, Erwan Morellec, Carolina Salva, Michel Habib (alle Publication Award) und Maria Cecilia Bustamante (Doctoral Award).

Innovationen gesucht

Sehr erfreut über die Aktivitäten des SFI zeigte sich Bundesrat Pascal Couchepin, Vorsteher des Eidg. Departements des Innern. In seiner früheren Funktion als Volkswirtschaftsminister habe er oft feststellen müssen, dass notwendige Innovationen für den Finanzplatz aus dem Ausland kommen. Mit den breit gefächerten Forschungsaktivitäten des SFI könne die Schweiz ihren diesbezüglichen Rückstand hoffentlich aufholen.

Wie aber lässt sich dieses Ziel am besten erreichen und wie ist die Schweizer Forschung international positioniert, lautete die Frage beim anschliessenden Podiumsgespräch unter der Leitung von Prof. Jean-Pierre Danthine, Managing Director des SFI.

Für Medizin-Nobelpreisträger Rolf M. Zinkernagel vom Institut für experimentelle Immunologie der Universität Zürich kann die Schweiz bezüglich Publikationen, Zitationen und Nobelpreisen durchaus mithalten. Der hohe Lebensstandard der Schweiz habe allerdings zu einer gewissen Trägheit geführt: «Das muss sich ändern und tut es auch, aber zu langsam.»

Michael C. Jensen, Professor an der Harvard Business School sieht das Problem darin, dass es in der Schweiz keine privaten Universitäten gibt. Ein staatlich organisiertes Hochschulwesen reduziere die Konkurrenz und erlaube es nicht, Exzellenz zu belohnen und die fähigsten Forschenden für sich zu gewinnen – beispielsweise über das Gehalt.

Diskutieren über die zukünftigen Strukturen des SFI und über den Forschungsstandort Schweiz: Prof. Jean-Pierre Danthine (Managing Director SFI), Prof. Michaell C. Jensen (Harvard Business School) und Prof. Rolf M. Zinkernagel Universität Zürich).

Kritische Masse erreichen

Ein attraktiver akademischer Standort zu sein und Spitzenforscher zu gewinnen, ist durchaus das Ziel des SFI. «Wir gehen dabei aber den pragmatischen, schweizerischen Weg», sagte Stiftungsratspräsident Steimer. Die Kooperation unter dem Dach des SFI sei ein Weg, um gemeinsam stark zu werden. Auch mehrere Voten aus dem Publikum zeigten Zufriedenheit mit dem eingeschlagenen Weg. Das SFI sei ein Schritt, um die nötige «kritische Masse» zu erreichen und international wettbewerbsfähig zu sein.

Dabei wählte das SFI bisher eine dezentrale Struktur mit drei regionalen Zentren (Léman, Lugano, Zürich), die auf bestehenden Institutionen aufbauen und je eigene starke Forschungszentren werden sollen. Ist dies realistisch bei zehn bis maximal 25 Professuren pro Standort? Oder sollten die geplanten insgesamt 50 Vollzeitforschenden und rund 80 Doktorierenden des SFI besser in einem Zentrum zusammengefasst werden?

Eine Patentlösung auf diese Frage habe er nicht, meinte Jensen vor dem Hintergrund der Erfahrungen in den USA. Ein einziges Zentrum zu haben wäre aber durchaus erwägenswert. Rolf. M. Zinkernagel plädierte dafür, beispielsweise die studentische Ausbildung auf regionaler Ebene zu organisieren, für die Spitzenforschung aber ein Zentrum anzustreben. Damit liessen sich nicht nur die finanziellen Mittel gezielter einsetzen, sondern es erleichtere auch den wünschenswerten persönlichen Kontakt zwischen den Forschenden.