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Prof. Nian Cai Liu zu Besuch in Zürich

Das «Shanghai Ranking» soll noch besser werden

Das «Shanghai-Ranking» veröffentlicht jährlich eine Rangliste der 500 besten Universitäten der Welt. Dass dabei viele methodische Fragen noch offen sind, verschweigt auch der Entwickler des Rankings nicht. An einem Podiumsgespräch stellte sich Professor Nian Cai Liu kritischen Fragen.
Adrian Ritter

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«Jedes Ranking ist umstritten und keines absolut objektiv», so Prof. Nian Cai Liu in seinem Vortrag an der ETH Zürich. 

Ursprünglich ging es dem Team um Prof. Liu vom Institut für Höhere Bildung der Jiao Tong Universität in Shanghai nur darum, die Position chinesischer Universitäten im weltweiten Vergleich zu bestimmen. Anfragen aus verschiedenen Ländern führten aber dazu, dass sie das neu entwickelte «Academic Ranking of World Universities» 2003 im Internet der Öffentlichkeit zugänglich machten.

Von Preisen und Zitaten

Seither werden die «Top 500» des Shanghai-Ranking jährlich neu bestimmt. Ausschlaggebend für den erreichten Rang ist die Forschungsleistung einer Universität. In unterschiedlicher Gewichtung wird unter anderem die Anzahl der Preisträger, häufig zitierter Forscherinnen und Forscher sowie die Anzahl der Artikel von Universitätsangehörigen in «Science» und «Nature» in die Bewertung einbezogen.

Prof. Liu verschwieg in seinem Referat vergangene Woche an der ETH Zürich nicht, dass es auch bei diesem Ranking «sehr viele Probleme» gibt. So berücksichtige das Shanghai-Ranking beispielsweise nur zwei international wichtige Preise (Nobelpreis und Fields-Medaille), erfasse die Sozial- und Geisteswissenschaften zuwenig gut, bevorteile Universitäten im englischsprachigen Raum und berücksichtige die Qualität der Lehre nicht.

Fachbereiche oder Institutionen?

Für Professor Heini Murer, Prorektor Forschung der Universität Zürich, ist es deshalb umso wichtiger, das «Potenzial für Missbrauch» solcher Rankings zu verringern, indem man auch Anleitungen mitliefert, wie es genutzt werden kann.

Hans-Dieter Daniel, Leiter der Evaluationsstelle der Universität Zürich und Professor für Sozialpsychologie und Hochschulforschung an der ETH Zürich, gab sich überzeugt, dass es zwar sinnvoll ist, Rankings für einzelne Fächer und Fachbereiche zu machen, nicht aber für Institutionen als Ganzes. Vermehrt berücksichtigen sollten Rankings zudem beispielsweise die Grösse einer Universität. Im bestehenden Ranking seien kleine Universitäten benachteiligt, obwohl Studien zeigten, dass gerade kleine und mittlere Universitäten oft innovative Forschung betrieben.

Kritische Fragen und Antworten zum Shanghai-Ranking (von links nach rechts): Prof. Bernhard Plattner, Prorektor für das Bachelor-Master-Studium an der ETH Zürich, Prof. Heini Murer, Prorektor Forschung der Universität Zürich, Hans-Dieter Daniel, Leiter der Evaluationsstelle der Universität Zürich, und Prof. Nian Cai Liu. 

Rankings immer populärer

«Jedes Ranking ist umstritten und keines absolut objektiv», entgegnete Prof. Liu. Verschwinden werden Rankings allerdings nicht mehr, ist Liu überzeugt: «Es wird immer mehr Rankings geben und sie werden immer populärer. Entsprechend kann es nur darum gehen, sie zu verbessern.»

Im Gegensatz zu anderen Rankings sei das Shanghai-Ranking wissenschaftlich fundiert und in ständiger Weiterentwicklung. Dementsprechend konnte Prof. Liu auf die meisten Einwände auf dem Podium und aus dem Publikum antworten, sie arbeiteten an Lösungen. So würden sie beispielsweise abklären, wie die Grösse einer Universität vermehrt berücksichtigt werden könne, ob neben «Science» und «Nature» auch nationale Journals einbezogen werden sollen und welche Preise in Zukunft ebenfalls zu berücksichtigen wären. Zudem arbeitet Liu mit seinem Team weiter an der Möglichkeit, auch die Lehre ins Ranking zu integrieren, auch wenn dies «sehr schwierig» sei.

Dass es künftig keine Rankings für Institutionen als Ganzes mehr geben wird, daran glaubt Liu allerdings nicht. Im Februar 2007 wird das Shanghai-Ranking aber die Universitäten erstmals zusätzlich nach Fachbereichen auflisten – auch dies soll in Zukunft jährlich geschehen.

Dass die Resultate eine grosse Wirkung auf die Universitäten und politischen Entscheidungsträger haben, dafür gebe es bisher keine Anzeichen, sagte Liu auf eine Frage von Professor Bernhard Plattner, Prorektor für das Bachelor-Master-Studium an der ETH Zürich. «Dazu ist das Ranking mit seiner vierjährigen Geschichte wahrscheinlich auch noch zu jung», so Liu.