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Seit 2004 unterstützen sich die Universität Zürich (UZH), die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und die Universität Wien im Streben nach der Verbesserung der eigenen Leistungen und Leistungsprozesse. Als breit diversifizierte Universitäten sind Berlin, Wien und Zürich füreinander ideale Partner, was besonders viele Möglichkeiten des Institutional Learning eröffnet.
Am 1. August 2006, anlässlich des Gastauftritts des Kantons Zürich in Berlin, wurde die bislang informelle Kooperation nun mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung besiegelt. Die Leitungen der drei Universitäten bekennen sich gegenseitig zu folgenden Zielsetzungen: Austausch von Informationen und Daten, die in ihrer Art und Tiefe vergleichbar sind (Grundsatz des Austauschs); keine Weitergabe dieser Daten und Informationen an Dritte ohne die Einwilligung aller beteiligten Universitäten (Grundsatz der Vertraulichkeit); und Vertiefung der bestehenden Kooperationen in den Bereichen Forschung und Lehre.
Im Sinne der Idee des selbst lernenden Systems verfolgen die Leitungsgremien das Ziel, bei der Entwicklung der eigenen Institution voneinander zu lernen und Benchmarking zu betreiben. Jeweils dreimal im Jahr (je einmal in Berlin, Wien und Zürich) treffen sich die Verantwortlichen der drei Universitäten und greifen Themen auf, die für die Führung einer Universität von hoher Wichtigkeit und Aktualität sind. An den bisherigen Treffen wurden unter anderem folgende Themen eingehend besprochen: Leistungsmessung in der Forschung, Qualitätsmanagement in der Lehre, Entwicklungsplanung, Personalmanagement sowie Gleichstellungspolitik.
An ihrem Treffen in Berlin führten die drei Partneruniversitäten an der HU ein Symposium durch, das den programmatischen Titel «Welche Wissenschaft(en) braucht die Universität?» trug. Der Präsident der HU sowie die Rektoren der Universität Wien und der UZH widmeten sich den Problemen und besonderen Herausforderungen, mit denen breit diversifizierte Universitäten heute konfrontiert sind, und erläuterten ihre Zukunftsideen.
Der Präsident der HU, Prof. Dr. Christoph Markschies, sprach zum Thema «Vergangenheit und Gegenwart des Humboldt’schen Wissenschaftskonzepts» und fragte, ob man sich heute noch auf den allgemein anerkannten Begründer der modernen Universität, Wilhelm von Humboldt, und seine Idee der Einheit der Wissenschaft berufen könne. Nach Ansicht von Prof. Markschies kann die Einheit der Wissenschaft heute für die Wissenschaftspolitik nur mehr regulative Idee und nicht operationalisierbares Ziel sein. Trotzdem sei es aber eine besondere Herausforderung für die Leitungen von breit diversifizierten Universitäten, die Fächervielfalt auch unter schwierigen finanziellen Bedingungen zu erhalten und Schwerpunkte zu bilden. Finanzielle Anreize seien deshalb, so Christoph Markschies, insbesondere dort zu schaffen, wo interdisziplinäre Forschung über die Fakultätsgrenzen hinweg stattfinde.
Auch der Rektor der Universität Wien, Prof. Dr. Georg Winckler, ging auf das Diktat der finanziellen Verhältnisse im Hochschulwesen ein. Er gab unter anderem zu bedenken, dass so genannte «Volluniversitäten» sehr teuer sind, und stellte die Prognose, dass sich deren Zahl künftig um mehr als zwei Drittel reduzieren werde. Dabei verwies Prof. Winckler unter anderem auf die Exzellenzinitiative, mittels der in Deutschland bis 2011 zehn Eliteuniversitäten hervorgehoben werden sollen. Die deutschen Hochschulen müssen sich im Rahmen von drei Förderlinien diesem Wettbewerb des Bundes und der Länder stellen, für den insgesamt 1,9 Milliarden Euro an zusätzlichen Mitteln zur Verfügung stehen.
Der Rektor der UZH, Prof. Dr. Hans Weder, erläuterte schliesslich, dass die Mehrdimensionalität, zu der sich letztlich alle drei Partneruniversitäten bekennen, auch grosse Chancen bietet. Er stellte fünf Thesen zum Mehrwert einer breit diversifizierten Universität gegenüber einer fachlich fokussierten Hochschule auf und erläuterte diese Thesen am Beispiel des Universitären Forschungsschwerpunkts (UFSP) Altruismus und Egoismus. Die vier Teilprojekte zu philosophischen Fragen sowie zu den gesellschaftlichen, neuroökonomischen und psychobiologischen Grundlagen von Altruismus und Egoismus fördern gemäss Rektor Weder nicht nur den Dialog zwischen verschiedenen Ansätzen und Traditionen, sondern ermöglichen unter anderem auch ein vertieftes Verständnis eines Problems, das eine Fachrichtung allein nicht herbeiführen könnte.