Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

 

Podcasts in der universitären Lehre - wie, warum und warum nicht?

Podcasts sind aus der aktuellen E-Learning Diskussion kaum mehr wegzudenken. Doch ist ein Einsatz von Podcasts in der Lehre sinnvoll? Sind Podcasts ein Lehrszenario der Zukunft? Welche Beschränkungen gilt es zu beachten? Eine Veranstaltung des E-Learning Centers (ELC) zum Thema «Podcasts in der universitären Lehre» ging kürzlich diesen Fragen nach.
Mandy Schiefner

Kategorien

Podcasts sind eine einfache Möglichkeit, Audio- und Video-Aufnahmen so im Internet zur Verfügung zu stellen, dass Interessierte diese mit speziellen Programmen «abonnieren» können und die aktuellsten Beiträge jeweils angezeigt erhalten. Auch für E-Learning-Angebote sind Podcasts deshalb ein interessantes Medium. An der Universität Zürich nutzen bereits verschiedene Lehrveranstaltungen Podcasts und das Interesse ist gross, wie der von rund 50 Personen besuchte Erfahrungsaustausch des ELC zeigte.

Einbettung in didaktisches Gesamtkonzept

Als Diskussionsgrundlage wurden zwei Szenarien der Integration von Podcasts in der Lehre vorgestellt. Das Schweizerische Bankeninstitut (ISB) zeichnet seit Anfang des Jahres eine Vorlesung auf, die bis anhin in zwei Hörsäle übertragen wurde, und bietet sie im Internet an. Wie Dr. Peter Lautenschlager, Geschäftsführer des ISB berichtete, gelang die Integration von Streaming Videos ins Konzept der Blended Learning-Veranstaltung sehr gut. Blended-Learning-Veranstaltungen verwenden sowohl Elemente des E-Learning, wie auch des klassischen Präsenzunterrichts.

So sieht der Video-Podcast mit ergänzenden Informationen aus: Podcasts der Diskussion mit Mandy Schiefner und Peter Lautenschlager an der Informationsveranstaltung des ELC.

Die Videos sind eingebettet in ein umfassendes didaktisches Konzept aus Vorlesung, Gruppenarbeit, Selbststudium und online Betreuung. Das didaktische Gesamtkonzept findet unter Fachleuten Beachtung und ist unter den Finalisten des mit 100'000 Euro dotierten Medida-Prix 2006. Erste Evaluationsergebnisse der Nutzung der Podcasts von 212 Studierenden zeigen, dass fast die Hälfte aller Studierenden (44%) die Veranstaltungen im Internet verfolgt haben. Knapp 85% haben mindestens ein Mal eine Vorlesungsaufzeichnung konsultiert.

Podcast statt Notizen

Als zweites Szenario stellte Prof. Robert Stidwill vom Zoologischen Institut die Produktion eines Podcasts als Zusammenfassung seiner Vorlesung vor. Er produzierte direkt im Anschluss an die Vorlesung fünf- bis zehnminütige Resumées davon, die er mit seinen Präsentationsfolien koppelte. Der Podcast ist gedacht als Zusammenfassung und Ergänzung der Vorlesung, ersetzt aber den Besuch der Vorlesung nicht. Er ist in der E-Learning-Plattform OLAT abgelegt und steht nur den Studierenden des jeweiligen Seminars zur Verfügung.

Podcast ist nicht gleich Podcast

Bereits diese beiden Beispiele zeigen, dass es ganz unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten und Formen für Podcasts gibt. Es gibt Audio-Podcasts (einfache Audio-Dateien als Vorlage), Enhanced Podcasts (Audio-Dateien mit Bildern und Sprungmarken) und Video-Podcasts (Videodateien mit Notizen bzw. Folien der Vorlesung). Im Zusammenhang mit der Veranstaltung wurden alle drei Formen praktisch gezeigt: Die Einladung des ELC wurde von einem Audio-Podcast begleitet, Prof. Stidwill setzt am Zoologischen Institut einen Enhanced Podcast ein, indem er Folien mit Text hinterlegte und Dr. Lautenschlager und sein Team bieten die Vorlesung (auch) als Video-Podcast an.

Die Lehrenden müssen sich deshalb genau überlegen, in welcher Form und mit welchem Ziel Podcasts eingesetzt werden sollen. Podcasts und Videoaufzeichnungen machen nur dann Sinn, wenn dadurch ein didaktischer Mehrwert entsteht. Podcasts und Streaming Videos sind wie E-Learning kein Allheilmittel, sondern bieten in einigen Bereichen Chancen, wie zum Beispiel bei Grossveranstaltungen, in denen die Übertragung in andere Hörsäle dann ersatzlos gestrichen werden könnte.

Sinn...

Aber auch für kleine Veranstaltungen lohnen sich Podcasts, wenn man sie extra nach didaktischen Gesichtspunkten produziert und nicht einfach nur Präsenzveranstaltungen mitschneidet. Ideen für den Einsatz gibt es viele, vor allem, wenn der Gedanke des Abonnements und nicht nur der des einmalig auf den eigenen Computer heruntergeladenen Audio- oder Videodokumentes im Vordergrund steht. So könnten in einem Audio-Podcast unter anderem Laborberichte, Diskussionen, Expertengespräche oder Tagungsberichte zum Download angeboten und quasi «im Abonnement» übermittelt werden.

... und Unsinn von Podcasts

Videoaufzeichnungen sollten dann nicht eingesetzt werden, wenn die Interaktion zwischen Dozierenden und Studierenden ein zentraler Bestandteil des Seminars ist. Den Vorteil von Präsenzlehre der Interaktion und Kommunikation zwischen Dozierenden und Studierenden kann ein Podcast nicht ersetzen. Aber er kann diese erweitern und anreichern.

Dozierende im Mittelpunkt

Wie bei allen technologischen Innovationen bildet die Medienkompetenz des Dozierenden die Grundlage für einen sinnvollen Einsatz: Für gut verwertbare Vorlesungsaufzeichnungen mit elektronischen Notizen müssen sie ein Smartboard oder TabletPC benutzen. Dozierende sind der Schlüssel zum Inhalt der Aufzeichnung, denn auch mit der besten Technik wird eine mittelmässige Lehrveranstaltung nicht besser und auch bei Videoaufzeichnungen sind die Dozierenden wichtigster und integraler Bestandteil der Aufzeichnung.

Ausbau der Infrastruktur

Neben den didaktischen Voraussetzungen muss selbstverständlich auch die nötige technische Infrastruktur zur Verfügung stehen, um die Bemühungen der Podcaster zu unterstützen. Die Universität Zürich baut in Zusammenarbeit mit SWITCH zum Wintersemester 2006/2007 eine zentrale Infrastruktur auf, die eine Aufzeichnung von Vorlesungen und die Erstellung von Podcasts vereinfacht.