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Seit der Reform des Medizinstudiums gehört das Veranstaltungsmodul «Wissenstransfer» zum Stoff des zweiten Semesters. Vermittelt wird dabei das nötige Rüstzeug für die wissenschaftliche Informationsbeschaffung, etwa die Literatursuche in Datenbanken und Bibliotheksbeständen. In diesem Sommersemester ist die Veranstaltung erstmals als E-Learning-Kurs angeboten worden. Anfang Mai legten die ersten Medizinstudierenden die Prüfung darüber ab.
Auch und gerade in den Zeiten von Google hat der Kurs seine Berechtigung, ist die Leiterin der Studienbibliothek Irchel und Projektleiterin des neuen Tools, Brigitte Schubnell, überzeugt. «Nach meiner Erfahrung haben die Studierenden zunächst Mühe mit der gezielten Literatursuche. Sie müssen lernen, nicht alles, was im Internet veröffentlicht wird, unkritisch zu übernehmen. Seriöses Recherchieren ist eine Kompetenz, die jede Studentin und jeder Student erwerben muss.» Zudem sei die Literatursuche am Computer heute unumgänglich, denn viele Artikel aus Fachzeitschriften liegen elektronisch vor und können aus online-Datenbanken entnommen werden. Die Datenbank «Pubmed» gibt es für medizinische Fachartikel, sie bildet einen Schwerpunkt im neuen E-Learningkurs.
Der online-Kurs für Medizinstudierende ist so konzipiert, dass nach einer Einführungsveranstaltung jede Studentin und jeder Student sich den Stoff selbst Schritt für Schritt erarbeiten kann. Anschliessende Übungen vertiefen das Wissen. «Das bewährt sich, denn jeder kann nach seinem eigenen Lerntempo vorgehen», meint Brigitte Schubnell, die zusammen mit Kolleginnen und Kollegen die Kurse früher in konventioneller Form durchgeführt hat und regelmässig Kurse für Ärzte am Kinderspital gibt. «Das Vorwissen ist zum Teil sehr unterschiedlich und vor allem der Umgang und die Arbeit mit dem Computer sind den einen vertraut, anderen aber ungewohnt.» Fachlich wird der Stoff anhand von praktischen Beispielen eingeführt. Beispielsweise zeigt ein Videofilm den Besuch eines Ärzteteams am Krankenbett: Der herzkranke Patient weist Symptome auf, die eine Konsultation der neuesten Forschungsergebnisse in Fachzeitschriften erforderlich machen. Nach der Literaturrecherche wird der Fall im Team noch einmal besprochen, dann mit mehr Hintergrundinformationen.
Die einzelnen Lernsequenzen enthalten am Ende kleine Tests, damit die Studierenden die Kontrolle darüber erhalten, ob sie auch alles verstanden haben.
Der Schlüssel für eine korrekte Diagnose ist eine gezielte Recherche. Sucht der Student beispielsweise nach der «Champagnerkorkenverletzung», so wird er bei richtiger Eingabe schnell herausfinden, dass sie in der medizinischen Literatur bestens dokumentiert ist, allerdings nur wenn er mit dem «Champagner» auch den Suchbegriff «Augenverletzungen» eingibt. Bei richtiger Recherche, der Arbeit mit Suchoperatoren und auch der Suche nach den Stichwörtern in englischer Sprache, stösst der Studierende schnell auf einen aktuellen Artikel zu diesem Problem. Zudem darf der Umgang mit Thesauren und den enthaltenen Synonymen nicht unterschätzt werden.
Die Studierenden haben am 4. Mai die Probe aufs Exempel gemacht: Die vollständig bestandenen Tests bestätigen dem neuen Tool einen guten Lernerfolg. Anna Zortea und Angela Stillhard, beide Studierende der Medizin im zweiten Semester, haben sich zum ersten Mal mit einem E-Learning-Tool vorbereitet, sagen sie. Die Prüfung sei jedoch recht anspruchsvoll gewesen, denn der umfangreiche Stoff hätte gesamthaft abgerufen werden müssen. Sie bedauerten ein wenig, dass sie während des ganzen Kurses allein hätten arbeiten müssen, online-Foren beispielsweise hätte ihnen ein Gruppengefühl vermittelt, dort hätten sie auch offene Fragen stellen können.
Als Anmerkung brachten die Studentinnen an, dass der Kurs zu früh im Studium eingesetzt werde, im Moment müssten sie aus wenigen Lehrbüchern büffeln und die Literaturrecherche wäre erst später notwendig.
Alle Kursteilnehmer wurden gebeten, einen Fragebogen zur Evaluation auszufüllen. Mit dem Ergebnis ist Brigitte Schubnell zufrieden. «Wenn sich das Tool bewährt, könnten wir es auch auf die Bedürfnisse anderer Fakultäten anpassen», sagt sie.