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Vor zehn Jahren erfasste eine Reformwelle die Institutionen der öffentlichen Verwaltung: NPM und wif! lauteten die dynamischen Abkürzungen, New Public Management und Wirkungsorientierte Verwaltungsführung die zugehörigen Programme. Die Verwaltung sollte unternehmerischer werden und die Universität Zürich – damals noch als Abteilung der kantonalen Verwaltung geführt – war an vorderster Front dabei.
Neuorientierung und Reorganisation waren ohne Zweifel unausweichlich und im Rückblick kann man sagen: Vieles von dem, was damals visionär postuliert wurde, ist inzwischen zu erheblichen Teilen realisiert. Die Universität wurde eine selbständige Anstalt öffentlichen Rechts, sie ist gegenüber Oberbehörden und kantonaler Verwaltung unabhängiger, als sie dies vor zehn Jahren war. Die interne Leitungsstruktur wurde auf allen Ebenen – Universität, Fakultäten, Institute – profiliert und wichtige Prozesse sind optimiert.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Berufungen werden ungleich effizienter durchgeführt, und die Wahl erfolgt nicht mehr durch die Regierung, sondern durch den Universitätsrat.
Gleichwohl ist die Bilanz nicht ungetrübt. Manches hatten wir uns anders vorgestellt. Dass Verantwortung übernehmen auch administrative Belastung bedeutet, war von vornherein klar. Aber welches Ausmass diese Belastung – auch auf Kosten der wissenschaftlichen Arbeit – annehmen würde, das war so nicht abzusehen. Die Ernüchterung gilt notabene nicht allein für die Universität. Nicht wenige kommunale und staatliche Verwaltungen haben ihre NPM-Versuche abgebrochen oder sistiert.
Für die Universität stehen allerdings noch ganz andere Fragen auf dem Spiel. Das Konzept einer wirkungsorientierten Führung ist unabdingbar an eine Messung der Leistungen gekoppelt. Wie aber wäre, so ist noch immer zu fragen, wissenschaftliche Leistung oder gar ihre Wirkung von der Theologie bis hin zur Medizin sachgemäss und mit verhältnismässigem Aufwand jährlich zu erheben – so dass nicht nur Quantitäten gemessen, sondern auch Qualitäten beurteilt werden?
Und vor allem: Wie wären die politischen Verantwortungsträger adäquat über Leistungen und Wirkungen wissenschaftlicher Arbeit zu informieren? Können, um ein Beispiel zu nennen, die Anzahl verzeichneter Forschungsvorhaben und die Anzahl erhaltener Auszeichnungen die Qualität der an der Universität geleisteten Forschung indizieren?
Bei solchen Fragen geht es nicht um praktische Probleme der Kompatibilität. Es geht vielmehr um das, was universitäre Forschung und Lehre in ihrem Wesen ausmacht, und wie das die Universität in der Auseinandersetzung mit politischen und wirtschaftlichen Anforderungen bewahren und entwickeln kann.
Die Probleme hat Hans Heinrich Schmid bereits mit den Anfängen des New Public Management erkannt und er ist mit Entschiedenheit für die Universität eingetreten. In seiner Rede am Dies academicus 1996 plädierte er dafür, die Universitätsreform konsequent an den Ansprüchen der Wissenschaft zu orientieren.
«Im Blick auf die Universität schliesst die marktbezogene Wirkungsorientierung des New Public Management in der Sache und in den Fristen zu kurz. Es gibt Dinge unter der Sonne, die nicht einfach dem Markt folgen.» Seine Überlegungen sind heute so brisant wie vor zehn Jahren. Sie erscheinen online in der Reihe «Quo vadis universitas?».