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Herr Weder, für eine exzellente globale Positionierung, wie sie die Universität Zürich anstrebt, ist ein tragfähiges internationales Beziehungsnetz von grosser Bedeutung. Worauf kommt es bei Allianzbildungen an?
Hans Weder: Wir dürfen uns dabei nicht verzetteln, sondern wir müssen die eigene Interessenlage im Auge behalten. Auch bei der internationalen Kontaktpflege braucht man Entscheidungsrichtlinien, und die bietet das neue Leitbild. Wir werden mit Anfragen für Kooperationsverträge aus aller Welt überschwemmt; es ist unmöglich, alle zu berücksichtigen. Das Leitbild dient diesbezüglich auch als Filterinstrument.
Auf Institutsebene findet an der Universität Zürich ein reger internationaler Austausch statt. Warum soll auch die Universität als Gesamtinstitution internationales Networking betreiben?
Erstens können wir dadurch die zahlreichen individuellen Netzwerkprojekte besser unterstützen. Es ist für einzelne Institute und Forschende oft wesentlich einfacher, mit Instituten anderer Universitäten zusammenzuspannen, wenn ein Koopera-tionsabkommen auf Ebene der Gesamtuniversität besteht. Zweitens dienen solche Abkommen dazu, gesamtuniversitäre Interessen international besser wahrzunehmen. Die League of European Research Universities (LERU) dient uns beispielsweise als Plattform, um Einfluss auf die europäische Hochschul- und Forschungspolitik auszuüben.
Streben Sie auch grundsätzlich neue Formen internationaler Zusammenarbeit an?
Ja, letztes Jahr ist die Universität Zürich zum Beispiel eine dem «Institutional Learning» dienende Allianz mit der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Wien eingegangen. Das Ziel ist hier, im Bereich des Hochschul-Managements von Erfahrungen zu profitieren, die anderswo schon gemacht wurden – zum Beispiel in Fragen der exakten Messung von Forschungsleistungen oder der Qualitätsentwicklung in der Lehre. Für eine derartige Kooperation ist natürlich eine starke Vertrauensbasis unabdingbar.
Geht die internationale Zusammenarbeit auf Kosten der nationalen?
Nein, wir kooperieren weiterhin sehr eng mit anderen Schweizer Hochschulen, insbesondere mit der ETH und der Universität Basel. Ich halte jedoch nichts von einer nationalen Zusammenarbeit im Sinne zentralistischer Hochschulkonzepte des Bundes. Die Universitäten sollten ihre Handlungsfreiheit behalten; auch dazu können starke internationale Netzwerke beitragen.
Wie steht es um internationale Abkommen im Bereich der Lehre?
Wir haben im Rahmen von ERASMUS zur Förderung der Mobilität unter Studierenden rund 380 Abkommen in 43 Fächern mit 200 Partneruniversitäten in Europa abgeschlossen. Jedes Jahr kommen rund dreissig neue Abkommen hinzu. In den letzten Jahren waren dies auch verstärkt Universitäten aus Osteuropa, die am Austausch mit westeuropäischen Institutionen sehr interessiert sind und gute Studierende an die Universität Zürich senden. Darüber hinaus schliessen wir immer wieder neue bilaterale Austauschverträge mit Universitäten ausserhalb Europas ab.
Die Universität Zürich will ausdrücklich auch mit Partnern aus Entwicklungsländern kooperieren. Tritt sie im Rahmen solcher Abkommen nur in unterstützender Rolle auf oder kann sie selbst auch profitieren?
Durch die Liberalisierung im Bildungsbereich geraten arme Länder noch stärker ins Hintertreffen als bisher. Die Aufbauhilfe, die hier nötig wäre, ist immens. Wir können dazu natürlich nur einen winzigen Beitrag leisten. In Vorbereitung ist beispielsweise ein Abkommen mit der National University of Ruanda. Fragestellungen und Perspektiven der Wissenschaft sind in einem Land wie Ruanda ganz anders gelagert als bei uns. Die Auseinandersetzung damit kann für die hiesige Forschung sehr bereichernd sein. Insofern wird auch die Universität Zürich profitieren.