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Die Stadt Zürich wächst, vor allem im Norden, und mit ihr die Universität. Ab dem 3. April wird an der Binzmühlestrasse 14 eine neue Mietliegenschaft mit über 10’000Quadratmetern Nettofläche schrittweise in Betrieb genommen. Was 1833 mit einigen wenigen Seminarräumen in der Fraumünsterabtei begann, wird so im Herbst 2006 zu einer Lehr- und Forschungsmaschine mit 17’985 Räumen herangewachsen sein. Das sind 75 Fussballfelder, auf denen über die Welt in all ihren Fassetten nachgedacht wird. Insgesamt 23’817 Studierende nutzen diese Infrastruktur, hinzu kommen 8’006 wissenschaftliche, administrative und technische Mitarbeitende. Der Energiebedarf der UZH entspricht demjenigen einer Gemeinde mit 10’000 Einwohnern (wobei der Verbrauch seit 1982 dank effizienter Haustechnik um über die Hälfte reduziert werden konnte). Die Universität ist damit buchstäblich zu einer Stadt in der Stadt geworden.
Diese Denkstadt verteilt sich heute auf drei Quartiere. Bis Ende der Fünfzigerjahre bot ihr das Zentrum die notwendigen Entwicklungsmöglichkeiten, dann wurde der Platz auch im 1914 bezogenen Kollegiengebäude knapp. Auf dem Irchel, eingeweiht 1979, entstand in der Folge die Hochschule der Zukunft. Trotzdem geriet die Universität schon bald wieder in die Enge: Die Studierendenzahlen stiegen sprunghaft an, die fünfte Ausbauetappe auf dem Irchel konnte aufgrund des politischen Entscheidungsprozesses nicht schnell genug realisiert werden. Letztes Jahr hat der Kanton das Bauvorhaben um drei weitere Jahre zurückgestellt. Mit dem Bezug neuer Räume kann somit frühstens in 15 Jahren gerechnet werden.
Die Universitätsleitung musste also handeln – sofort. Das Resultat ist Zürich Nord, ein dritter universitärer Standort unmittelbar hinter dem Bahnhof Oerlikon. Mit der Andreasstrasse 15 (Soziologisches Institut, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung, Ethnologisches Seminar, Labor für Künstliche Intelligenz des Instituts für Informatik) ging vor zweieinhalb Jahren ein erster Satellit in Betrieb. Einen Steinwurf davon entfernt wird demnächst die Binzmühlestrasse 14 zur neuen Heimstatt des Psychologischen Instituts und des Instituts für Informatik. Durch diese Zentralisierung entsteht in Oerlikon ein eigentlicher sozialwissenschaftlicher Campus.
Um bauliche Provisorien handelt es sich dabei aber – trotz zeitlich beschränkter Nutzungsabsicht – nicht. Die Universität passte beide Geschäftshäuser weit gehend den eigenen Bedürfnissen an. Die Liegenschaftan der Binzmühlestrasse erlaubte es, nebst mehreren Seminarräumen auch eine Aula mit 150 Sitzplätzen und einen weiteren grossen Vorlesungssaal mit 170 Plätzen einzubauen. So wird es demnächst möglich sein, auch mittelgrosse Veranstaltungen in Zürich Nord abzuhalten und die Pendelbewegungen damit zu reduzieren.
Zwar versprüht der coole Business-Look der neuen Gebäude wenig vom Charme monumentaler Altbauten oder behaglicher Institutsvillen, doch entwickelt sich der neue Standort Schritt für Schritt zu einem echten Universitätsquartier. Eine Mensa mit grosser Sonnenterrasse wird künftig im Gebäude Binzmühlestrasse bereitstehen. Ein kostenloser Shuttlebus und zwei Pendelfenster erleichtern ab dem Wintersemester 2006/07 den Ortswechsel zwischen Zentrum und Nord. So wird es den Studierenden auch in Zukunft möglich sein, das mit 3’000 Lehrveranstaltungen pro Semester breiteste Bildungsangebot an einer schweizerischen Hochschule in vollem Umfang zu nutzen.