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War früher Führungskompetenz etwas, was man(n) einfach für sich in Anspruch nahm und sich «on the job» neben der täglichen Forschungs- und Lehrtätigkeit aneignete, so werden seit einiger Zeit vermehrt professionelle Kurse für angehende Führungskräfte angeboten, die für die gestiegenen Anforderungen «fit» machen sollen – allerdings meist nicht spezifisch auf den Wissenschaftsbetrieb ausgerichtet.
Ein speziell auf den Wissenschaftsbereich ausgerichtetes Weiterbildungsangebot bietet die Empa-Akademie an. Das Empa-Führungsseminar «Research Management 2006» findet jährlich zwischen März und September während insgesamt 18 Tagen statt. Es richtet sich an jüngere Professor/innen, angehende Lehrstuhlinhaber/innen, Abteilungsleiter/innen im Hochschul- und Forschungsbereich sowie an leitende Personen aus der Forschungsverwaltung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen auf ihren Karriereschritt umfassend vorbereitet werden, und zwar in den Bereichen «Institutsführung», «Führung und Kommunikation», «Projektmanagement», «Öffentlichkeitsarbeit» und «Finanzielle Führung».
«Der Grundtenor war sehr positiv», berichtet Anne Satir, die Leiterin der Empa-Akademie, über das letztjährige, erste Weiterbildungsseminar. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich spontan dazu bereit erklärt, als Referenz aufgeführt zu werden. Der Mix der Themen habe den Bedürfnissen gut entsprochen, und die angehenden Professorinnen und Professoren hätten es geschätzt, dass sie dank des Kurses vor «Anfängerfehlern» bewahrt worden seien. Ebenfalls auf sehr gutes Echo sei die homogene Zusammensetzung der Teilnehmenden gestossen: Da alle aus der Wissenschaft stammen, sei der Austausch untereinander ergiebiger als in vergleichbaren Kursen für Wirtschaftsleute. Gelobt wurde auch das kursbegleitende Coaching von Sigrid Viehweg Schmid, die bereits in den Mentoringprojekten der Universität Zürich ihre Fähigkeiten bewiesen habe.
Einer der Teilnehmer der ersten Staffel ist der Privatdozent Norman Backhaus vom Geografischen Institut der Universität Zürich. Er schätzte «die gute Organisation und Betreuung». Am Anfang erwartete er mehr «Kochrezepte», wie er auf Anfrage von unipublic ausführt, «doch bald wurde mir klar, dass wir übergeordnete Kompetenzen erwerben und die zugrunde liegenden Prinzipien kennen lernen, was letztlich mehr bringt, da jede Situation wieder anders ist.»
Dass gewisse Kursbereiche wie das Personalrecht auf eidgenössische und nicht auf kantonale Richtlinien fokussieren, hat ihn zu Beginn gestört. «Allerdings wurden die Spezifika der eidgenössischen Bestimmungen immer im Gegensatz zu anderen Bestimmungen erklärt, so dass ich am Schluss auch wusste, was für mich als kantonalen Angestellten gilt und was nicht.» Dennoch wäre es wünschbar, wenn auch die kantonalen Richtlinien (die näher an den privatrechtlichen Bestimmungen liegen) etwas mehr betont würden, findet Backhaus.
Neben den einzelnen Modulen wurde auch ein Gruppen-Coaching angeboten, «das mir sehr viel für meine konkrete Arbeitssituation gebracht hat», findet Backhaus des weitern. Auch die Erkenntnisse im Bereich Kommunikation kann er anwenden, «um Missverständnisse und Leerläufe in Gremien, aber auch bei der Betreuung Studierender zu erkennen, zu vermeiden und angemessen damit umgehen zu können». Projektmanagement und strategische Führung sind «nützlich beim Aufgleisen und Im-Griff-Behalten von Projekten jeglicher Art, vor allem auch bei der Umsetzung des Bachelor-Master-Studiengangs». Last but not least war die Einführung in die finanzielle Führung «sehr erhellend».