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Herr Marek, was ist gute Lehre?
Die Antwort hängt zunächst davon ab, welche Aspekte der Lehre aus wessen Perspektive genau beurteilt werden. Ein Studierender wird eine Veranstaltung anders einschätzen als ein Fachkollege des Dozierenden oder ein Mitglied eines Aufsichtsgremiums. Man muss zudem unterscheiden zwischen den Kompetenzen des Dozenten, der Gestaltung des Lehrangebots sowie der Wahrnehmung und Nutzung des Angebots durch die Studierenden. Ich denke, entscheidend für die Lehrqualität ist die Wirkung, also: wie viel die Studierenden am Schluss gelernt haben. Dafür sind natürlich nicht die Dozierenden und ihr Lehrangebot allein verantwortlich; eine wichtige Rolle spielen auch die Motivation der Studierenden und die Rahmenbedingungen an der Universität, wie etwa das Raum- oder Bibliotheksangebot.
In welche Richtung sollten die Verbesserungen in der Lehre Ihrer Meinung nach zielen?
Erstrebenswert ist die passende Wahl der Lehrform im Hinblick auf die Lehrziele, die Förderung dialogorientierter Lehr- und Lernformen und schliesslich ein Umfeld, das es erleichtert, die Curricula der einzelnen Fächer und die Lehrmethoden jedes Dozierenden ständig zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Wie wichtig ist es, die Studierenden fit für den Arbeitsmarkt zu machen?
Universitäre Bildung ist zunächst auf die Interessen und Neigungen der Forschenden ausgerichtet; sie folgt wissenschaftlichen Leitbildern, die mit den Anforderungen des Arbeitsmarkts unmittelbar nichts zu tun haben. Trotzdem muss man die Zweckmässigkeit universitärer Bildung im Auge behalten. Es ist für eine Universität wichtig, dass die Absolventen eine Stelle finden. Man muss also beide Aspekte berücksichtigen – in jeder Fakultät in jeweils wieder anderem Mischungsverhältnis.
Gute Lehre ist mit viel Aufwand verbunden. Wie kann man Dozierenden Anreize bieten, Zeit und Energie in gute Lehre zu investieren?
Zunächst kann man sicher darauf setzen, dass es einem Wissenschaftler in der Regel Freude bereitet, andere an seinem Wissen und seiner Begeisterung für sein Forschungsgebiet teilhaben zu lassen. Oft versteht man einen Stoff selbst auch besser, wenn man ihn verständlich darlegen muss. Zweitens kann der zusätzliche Aufwand, den moderne, eher dialogische und mit Fallbeispielen operierende Lehrformen mit sich ziehen, durch mediale Hilfsmittel wieder ausgeglichen werden: Das E-Learning-Center bietet hier Unterstützung. Ein wichtiger Anreiz dürfte drittens sein, dass Lehrqualifikationen bei Berufungen eine immer wichtigere Rolle spielen.