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120 bis 140 Millionen Menschen leiden heute weltweit an einer Typ-2 Diabetes. In den westlichen Industrieländern gehen 90 Prozent dieser Erkrankungen auf Übergewicht zurück. Glaubt man Schätzungen von Gesundheitsexperten, dann wird sich die Zahl der Erkrankungen bis in 25 Jahren verdoppeln. Die Bekämpfung dieser Krankheit wird deshalb in den kommenden Jahren grosse Bedeutung erlangen.
Vor diesem Hintergrund haben Roche und CC-SPMD am Mittwoch eine Kooperation im Bereich der Diabetes-Forschung bekannt gegeben. Die Zusammenarbeit, an der 15 Wissenschaftler von Roche, der Universität Zürich und der ETH Zürich beteiligt sind, hat zum Ziel, neue Wege für die Herstellung von Diabetes-Medikamenten zu finden. Roche wird das dreijährige Projekt mit jährlich 2,1 Millionen Franken finanzieren.
«Wir erhoffen uns komplett neue Einsichten in die Entstehung der Krankheit», formuliert der Zellbiologe Wilhelm Krek, Leiter des CC-SPMD, die hohen Erwartungen. Dies soll nicht zuletzt dank der neuartigen Form der Zusammenarbeit ermöglicht werden. «Die Zusammenarbeit mit Roche besteht nicht in der Unterstützung eines einzelnen Lehrstuhls, sondern wir haben ein konkretes Forschungsprojekt formuliert», erläutert Krek.
«Die Struktur ermöglicht es, Expertenwissen aus verschiedensten Fachgebieten zusammenzuführen, wie dies in einem einzigen Labor niemals möglich wäre.» Neue Erkenntnisse in einem Bereich können auf diese Weise rasch in die klinische Entwicklung einfliessen. «Neuartig ist, dass die Zusammenarbeit nahtlos über alle Stufen von der Grundlagenforschung bis hin zur Medikamentenentwicklung erfolgt», so Krek.
Konkret sollen am Zentrum für Systemphysiologie und Metabolische Krankheiten der Universität und der ETH Zürich mehrere Postdoc-Stellen geschaffen werden, die sich mit verschiedenen Bereichen des Forschungsprojektes befassen werden. Die Zusammenarbeit ist zunächst auf drei Jahre begrenzt, soll aber laut Krek weitergeführt werden: «Beide Seiten haben Interesse an einer langfristigen Kooperation. Wenn sie erfolgreich ist, wollen wir sie sogar weiter ausbauen.»
Typ-2-Diabetes, auch als Altersdiabetes bekannt, wird durch ein Absterben der Insulin produzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse verursacht. Forscher der Universität Zürich konnten nachweisen, dass das Hormon Leptin, das bei Übergewicht vermehrt produziert wird, ein möglicher Auslöser dieses Absterbens ist. Die Zusammenarbeit zwischen Roche und SystemsX konzentriert sich auf die Systembiologie der Betazelle. Das heisst, es werden nicht einzelne Elemente der Zelle erforscht, sondern ein ganzes biologisches System mit seinen vielfältigen Abhängigkeiten.
Für die Bekämpfung der Diabetes des Typs 2 sieht Krek den systembiologischen Ansatz als besonders erfolgversprechend an: «An der Diabetes des Typ 2 sind mehrere Organe, wie Leber und Bauchspeicheldrüse, sowie die Muskelfasern beteiligt. Diese komplexen Zusammenhänge kann man nur mit der Systembiologie in den Griff bekommen», ist Krek überzeugt.
Auch Alexander Borbély, Prorektor Forschung der Universität, schätzt die Bedeutung des Projekts hoch ein: «Diabetes ist eine weit verbreitete Krankheit, von der immer mehr Menschen betroffen sein werden. Sie ist entsprechend wichtig in der Medizin.» Die Universität Zürich hat in der Diabetes-Forschung eine lange Tradition und weltweit einen sehr guten Ruf. «Für uns ist das Projekt deshalb besonders interessant, weil bereits zu einen frühen Zeitpunkt Kliniker des Universitätsspitals in die Forschung einbezogen werden. Dadurch wird eine Verbindung von der Grundlagenforschung zur klinischen Anwendung geschaffen», so Borbély.
Mit verschiedenen Forschungsgruppen, beispielsweise von Professor Giatgen Spinas von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie oder von Professor Holger Moch vom Institut für Klinische Pathologie leistet die Universität wichtige Beiträge im Projekt, wie Borbély erklärt: «Die Universität ist stark beteiligt und kann ihre Erfahrung in der Diabetes-Forschung einbringen.»
Die SystemsX-Initiative der Universitäten Basel und Zürich sowie der ETH hat zum Ziel, ein schweizerischen Forschungsnetz für Systembiologie auf- und auszubauen, sowie die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und der Industrie zu fördern. Die Zusammenarbeit mit Roche ist auch deshalb von Bedeutung, weil nun ein erstes konkretes Projekt von SystemsX im Bereich des Wissenstransfers vorliegt.