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Gebündelte Kompetenz im Leber-Zentrum

Seit Mitte der Neunziger Jahre nehmen die Erkrankungen an Leber, Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und Galle stetig zu. Das Universitätsspital Zürich hat zur besseren Behandlung dieser Fälle das erste interdisziplinäre Kompetenzzentrum für Leberkrankheiten der Schweiz eingerichtet. 
Marita Fuchs

Das Zentrum für Leber-, Pankreas- und Gallengangserkrankungen im Universitätsspital Zürich (Swiss HPB-Center) bietet eine klinikübergrifende Betreuung durch Ärzte und Pflegepersonal. «Das ist einmalig in der Schweiz», sagte Professor Pierre-Alain Clavien, einer der fünf Direktoren des Zentrums an der Eröffnung. Im Team des Zentrums arbeiten Ärzte der Viszeral- und Transplantationschirurgie, der Gastroenterologie und Hepatologie sowie der Onkologie bei der Betreuung der stationären und ambulanten Patienten zusammen.

Regierungsrätin Verena Diener (3. v.l.), Spitaldirektorin Christiane Roth (2. v.l.) und Pflegefachfrau Dorothee Stoevesandt zusammen mit Mitgliedern des Direktoriums (v.l.): Prof. Dr. Pierre-Alain Clavien, Direktor der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie, PD Dr. Beat Müllhaupt, Leitender Arzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, PD Dr. Bernhard Pestalozzi, Oberarzt der Klinik für Onkologie.

Patient im Mittelpunkt

Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Verena Diener wies darauf hin, dass Erkrankungen an Leber, Pankreas und Galle stetig zunehmen. Zwei typische Beispiele seien Leberzirrhose und Leberkrebs. Für beide Erkrankungen seien Lebertransplantationen eine wichtige Behandlungsmöglichkeit. Mit der Einrichtung des neuen Zentrums gewähre man den Patienten eine Behandlung durch ausgewiesene Spezialisten.

Da diese im Team für die Erkrankten verantwortlich seien, stehe der Patient im Mittelpunkt: Denn bei einem Wechsel in eine andere Abteilung müsse der Patient nicht mehr – so wie bisher – personelle und räumliche Veränderungen hinnehmen. Er werde weiterhin vom gleichen Pflegeteam betreut und könne in der vertrauten Umgebung bleiben. Damit werde trotz Spezialistentum der Patient wieder ins Zentrum gerückt.

Patienten stehen im Mittelpunkt: Gesundheitsdirektorin Verena Diener auf Visite im neuen Zentrum.

Hausärzte entlastet

Erkrankte, die auch von weiter entfernten Orten kommen, können sich von dem interdisziplinären Team der Spezialisten abklären lassen. Somit muss der Patient nicht mühsam einen Facharzt nach dem anderen aufsuchen. Er wird in einer Sprechstunde gleich von allen Ärzten beraten. «Der Patient kommt nicht zu uns, wir kommen zum Patienten», sagte Beat Müllhaupt, der als Leitender Arzt und Koordinator im Team des fünfköpfigen Direktoriums arbeitet. «Auch zuweisende Ärzte profitieren, denn sie können ihre Patienten in ein Kompetenzzentrum schicken und sich darauf verlassen, dass diese umfassend beraten und behandelt werden», meint Müllhaupt.

Günstige Voraussetzungen für die Forschung

Zudem ist das neue Zentrum auch ein Platz für die Forschung. Verena Diener sieht in dem neuen Zentrum eine optimale Plattform für die klinische Forschung. Alexander Borbély, Prorektor Forschung der Universität Zürich, betonte, dass in dem interdisziplinären Ansatz grosses Potential für eine Forschung auf hohem Niveau liege.

Für Prof. Dr. Alexander Borbély, Prorektor Forschung der Universität Zürich, liegt im interdisziplinären Ansatz auch ein grosses Potenzial für die Forschung.

Pierre-Alain Clavien, Chef der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie, führt auch Transplantationen von Lebendlebern aus. Sehr wichtig sei bei dieser schwierigen Behandlung die übergreifende Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachkompetenz, sagte er. Und das beste Marketing sei immer noch eine gute Arbeit. Im Falle des Zentrums bedeutet das auch eine gute Zusammenarbeit des Ärzteteams.

Finanzierbar bleiben

Die Aufenthaltsdauer von Patienten im Spital sei je länger, je später ein Spezialist hinzugezogen würde, sagte Clavien. Und genau diesen wirtschaftlichen Aspekt griff Spitaldirektorin Christiane Roth auf. Sie ist davon überzeugt, dass durch die Konzentration in einem interdisziplinären Zentrum die hoch spezialisierte Medizin auch finanzierbar bleibt.

Das neue Zentrum hat seit September 2005 den Betrieb aufgenommen, zurzeit stehen 20 Betten zur Verfügung, in Zukunft sollen es mehr werden.