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Nachts sind alle Katzen grau. Dieses Sprichwort gilt nur für die menschliche Wahrnehmung, denn die Sehzellen im menschlichen Auge nehmen Farben nur bei hellem Licht wahr; sobald es dunkel wird, erscheint die Welt für den Homo sapiens grau. Anders bei der Katze selbst; sie kann im Dunkeln bestens sehen. Solche und andere Erkenntnisse über das Sehen bei Mensch und Tier vermittelt die Sonderausstellung «Augen-Blicke» des Zoologischen Museums der Universität Zürich, die am Montag eröffnet wurde.
In fünf Ausstellungsbereichen, werden optische Phänomene visualisiert und erklärt. Jeder Bereich bietet mehrere interaktive Stationen an, vom Touchscreen über das Mikroskop bis zum Guckkasten. Im Raum «Physiologie: Sehvermögen – Licht und Farben» beispielsweise, drehen sich Schmetterlinge auf einer Drehkugel, daneben liegt eine CD-Rom. Mal blau, mal andersfarbig schimmernd erscheinen Flügel und CD. Die bunten Schillereffekte entstehen durch Oberflächenstrukturen. Farben können nämlich – so lernt man – auch ohne Pigmente entstehen, nur durch den Lichteinfall. Prof. Paul Ward, Direktor des Zoologischen Museums, erklärt: «Wir haben fünf Schwerpunkte gesetzt, um die grenzenlose Vielfalt der Phänomene zu bündeln, der Besucher kann auswählen, was ihn besonders interessiert.»
Im Raum «Diversität von Augen – Augen sehen» wird der Besucher mit dem blinden Fleck konfrontiert: Auf einem Schild ist ein Mensch abgebildet und daneben ein Tintenfisch. Je nach Abstand verschwindet der Tintenfisch aus dem Sichtfeld, sobald ein Auge geschlossen bleibt. Der blinde Fleck existiert, da die Fasern der menschlichen Sehnerven an einer Stelle gebündelt aus dem Auge herausführen und sich hier keine Sehzelllen befinden - eben im blinden Flecken. «Der Mensch korrigiert diese Schwäche, indem er mit dem anderen Auge ausgleicht», erklärt Ward. Der Tintenfisch hat übrigens keinen blinden Fleck, da die Sehnerven von Aussen mit den Sehzellen verbunden sind.
In dem Raum «Optische Effekte – Sieh dich um» sind unter anderem Bilder des Künstlers Hans Knuchel zu sehen. Eines zeigt, wie eine Vielzahl kleiner Quadrate auf der Leinwand in der Wahrnehmung von Rot zu Lila wechseln, je nachdem, ob sie von gelben oder blauen Vierecken umgeben sind. Ähnliches ist im Tierreich anzutreffen: Vogelmännchen nutzen die Wirkung von Komplementärfarben. Der grosse Paradiesvogel zum Beispiel, mit seinem beeindruckenden gelben Gefieder setzt sich hoch in die Baumkronen, um sich vor dem blauen Hintergrund des Himmels dem Weibchen zu präsentieren. Würde er am Boden bleiben, fielen in grüner Umgebung seine Federn gar nicht auf.
Im Raum «Sexuelle Selektion: Wie Partner gesehen und ausgewählt werden» steht der Besucher zunächst vor einem Argusfasanmodell. Sein prachtvolles Gefieder ist mit Federaugen geschmückt, die je nach Lichteinfall wie Aussen- oder Innenseiten von Kugeln aussehen. «Man hat bis jetzt wissenschaftlich noch nicht nachweisen können, warum dieser prachtvolle Schmuck sich fortpflanzt», sagt Ward, «denn auf der Flucht vor Räubern ist er eher hinderlich.» Neben dem Argusfasan steht ein grosses Aquarium mit Elritzen. Die Weibchen lassen ihre Eier nur von den Männchen befruchten, die einen grossen roten Fleck am Unterbauch aufweisen. Aktuelle Forschungsergebnisse am Zoologischen Museum konnten belegen, dass dieses Balzverhalten für die Überlebenschancen des Nachwuchses von Vorteil ist, denn die Männchen mit blasserem Bauch haben häufig Parasiten.