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Unter «Spitzenmedizin» versteht man in der Regel medizinische Dienstleistung auf höchstem Niveau. Und diese wird keineswegs nur von universitären Einrichtungen erbracht. Aber Spitzenmedizin im akademischen Sinn basiert auf Forschung: auf Grundlagenforschung, anwendungsorientierter Forschung, klinischer Forschung. Sie bewegt sich damit im Grenzbereich von zwei komplexen politischen Systemen, hat Anteil am Gesundheits- und am Bildungswesen. Dass die ambivalente Identität mit besonderen Problemen verbunden ist, bedarf keiner weiteren Erklärung.
Institutionelle Massnahmen sind vielfältig denkbar. In Berlin wurden die Medizinischen Fakultäten der Freien Universität und der Humboldt-Universität im Jahr 2003 zu einer gemeinsamen Institution zusammengefasst (Charité Universitätsmedizin Berlin). In Wien wurde die Medizinische Fakultät aus der Universität gelöst und auf den Beginn des Jahres 2004 in die Autonomie entlassen (Medizinische Universität Wien). In Zürich hat der Universitätsrat als strategisches Ziel deklariert, dass die Medizinische Fakultät auch künftig als integrierender Bestandteil zur Universität gehört: Sie soll die für die medizinische Exzellenz notwendige Verbindung von Grundlagenforschung und Klinik gewährleisten.
Somit bleiben die akademischen Aspekte der Spitzenmedizin eine Angelegenheit der Universität. Exemplarisch stehen dabei Fragen zur Diskussion, die auch andere universitäre Bereiche betreffen: Worin besteht der Kern akademischen Wirkens? Und woran erkennt man herausragende Forschung? Die politische Diskussion um die Spitzenmedizin, meint Thomas F. Lüscher, hat Aspekte vernachlässigt, die fundamental zu diesem Begriff gehören. Ein Disput, der sich vornehmlich an Eingriffszahlen orientiert, verpasst die Sache und führt ins Leere. Denn universitäre Spitzenmedizin bedeutet auch und vor allem: wissenschaftliche Innovation, interdisziplinäre Kooperation und internationale Wirkung.