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In Zürich ist der Studiengang Wirtschaftchemie neu: seit dem Wintersemester 2004/2005 können sich Studierende für dieses Fach einschreiben. Dagegen gibt es an der Universität Münster den Studiengang der Wirtschaftschemie bereits seit vier Jahren. Er wurde von Prof. Jens Leker an der Westfälischen Wilhelms-Universität ins Leben gerufen und wird heute noch von ihm betreut. Am Mittwoch, 22. Juni, sprach er an der Universität Zürich über seine Erfahrungen mit dem Studiengang, der sowohl wirtschaftliche als auch naturwissenschaftliche Inhalte vermittelt. Als einen Grund dafür, dass nur wenige Chemiker die Spitzenpositionen grosser Unternehmen besetzen - führte Leker in seinem Vortrag aus - sei die lange Ausbildungszeit der Chemikerinnen und Chemiker. «In der Regel steigen Chemiker fünf bis sechs Jahre später in das Berufsleben ein als ein Kaufmann. Erfolgt der Berufseinstieg über die Forschung, dauert es weitere zwei bis fünf Jahre, bis Chemiker wirklich in das Management einsteigen können».
Das Studium der Wirtschaftschemie schafft hier Abhilfe, indem sich die jungen Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler bereits während des Studiums Managementqualifikationen aneignen können. Wie in Zürich ist das Studium auch in Münster im Fachbereich Chemie angesiedelt. So kann das Angebot der Wirtschaftsfächer optimal auf die angehenden Chemikerinnen und Chemiker zugeschnitten werden. «Wenn im Titel das Wort Wirtschaft vorkommt, sind fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse ein absolutes Muss» betonte Leker, «denn wie ein Arzt anhand von Temperatur, Puls und Blutdruck feststellt, ob ein Patient krank ist, muss ein Wirtschaftschemiker anhand von Kennzahlen aus Bilanz, Erfolgsrechnung etc. feststellen können, ob ein Betrieb gesund ist.»
Leker stellte Beispiele aus dem Innovationsmanagement vor, die aufzeigten, wie wichtig die Verknüpfung der Disziplinen Chemie und Wirtschaft sind. «Es gehe doch bei Innovationsprozessen oft nicht nur um Fragen der Finanzierung, des Marketings oder des Images, sondern auch um Umstellungen im Beschaffungswesen, in den Arbeitsabläufen und im Maschinenpark» erörterte Leker.
Nach drei Jahren Aufbauarbeit haben die ersten Studienabsolventen von Münster den Einstieg ins Berufsleben gewagt. Die Akzeptanz in der Industrie sei sehr gut. Leker gab sich zuversichtlich, dass sich der Studiengang etablieren werde.
Gabriela Rüegg-Saupper (Kommunikation, Chemische Institute)