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«Wir müssen wissen, wie hoch der Blutdruck höchstens steigen darf und in welcher Dosierung wir Medikamente höchstens verabreichen dürfen», äussert die Pflegende den Wunsch an den Assistenzarzt. Das Behandlungsteam sitzt gemeinsam am Tisch, um die Behandlung des eben eingelieferten Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt zu besprechen.
Die Szene war zwar gespielt anlässlich der Eröffnung des Careum, wird aber ab kommendem Wintersemester Realität sein. Dann werden Studierende der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich und solche der Pflegeberufe am Careum gemeinsame Lehrveranstaltungen besuchen.
Im kommenden Wintersemester wird der klinische Teil des Medizinstudiums erstmals nach dem neu gestalteten Curriculum durchgeführt. Dann wird das «Problem Based Learning» vermehrt im Zentrum stehen, wie Prof. Walter Bär, Dekan der Medizinischen Fakultät, an der Eröffnungsfeier erläuterte. In sogenannten «Skills-Labs», den «Trainingscamps» sollen die Studierenden schon früh selbstständig und eigenverantwortlich handeln lernen.
In den«Skill-Labs» des Careum – nachgebaute Spitalzimmer – ergibt sich eine zusätzliche Chance: Studierende der Medizin und der Pflege können sich austauschen, welche Erwartungen und Bedürfnisse sie in den verschiedenen Rollen aneinander haben. Damit werden gemäss Bär «frühzeitig Hemmschwellen im gegenseitigen Umgang abgebaut».
«Voneinander, miteinander und übereinander lernen», betonte auch Prof. Wilhelm Vetter als Studiendekan Klinik der Medizinischen Fakultät. Beispielsweise auf der Notfallstation zeige sich deutlich, wie wichtig dieses Miteinander und eine gute Kommunikation sei. Neben den «Skill-Labs» soll auch die von Universität und Careum gemeinsam genutzte Bibliothek zu Begegnungs- und Lernmöglichkeiten über die Berufsgrenzen hinweg verhelfen.
Für Bildungsdirektorin Regine Aeppli soll das Projekt «Massstäbe setzen für ein fruchtbares Zusammenwirken in Lehre und Forschung». Das Careum ermögliche es, dass alle Akteure des Gesundheitswesens eine Zusammenhörigkeit leben können, die später zum Berufsalltag gehören wird.
Gerade bei hoch spezialisierten und arbeitsteiligen Berufen könne der Arbeitsalltag nur im Team gelingen. «Die Vision einer gemeinsamen Zukunft von akademischen und nicht-akademischen Berufen im Gesundheitswesen ist die Basis für eine fruchtbare und langfristig ausgerichtete Zusammenarbeit».
Diesen Bedarf sieht auch Prof. Hans Weder als Rektor der Universität Zürich. Die Wissenschaften seien heutzutage zwar zunehmend vernetzt, gleichzeitig erschwere aber die fortschreitende Spezialisierung die Zusammenarbeit wieder.
Die bisweilen auftretende «babylonische Sprachenverwirrung» könne man zwar noch mit Humor nehmen, wenn es um akademische Fragen geht. «Spätestens dann, wenn eine grosse Schar von Spezialistinnen und Spezialisten um das eigene Krankenbett steht und man sich bange fragt, wie die sich wohl verstehen und auf eine gute Therapie einigen können, erhält die Thematik eine andere Dramatik», so Weder.
Gefragt sei deshalb nicht nur Transdisziplinarität, sondern «so etwas wie Interprofessionalität, eine Integration der Bildung über verschiedene Berufsgruppen hinweg». Die Universität Zürich sei entschlossen, solche Entwicklungen mitzugestalten und das Careum sei im Bereich des Gesundheitswesens ein wichtiger Prüfstein der Interprofessionalität.
Das Zentrum habe in «Rekordzeit» realisiert werden können, so Hans Gut, Präsident der Stiftung für Gesundheitsberufe Careum. Er bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit der Universität Zürich und dem Kanton Zürich, der «Mut, Weitsicht und Zielgerichtetheit» gezeigt habe und damit dazu beitrage, dass der Kanton Zürich «ein wichtigster Bildungsort auf der Welt» bleibe.