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Zehn Jahre musste das Institut für Umweltwissenschaften auf ein eigenes Gewächshaus warten. Nun grünt es im Forschungsgewächshaus auf dem Strickhofareal der Universität Zürich Irchel. Der gläserne Neubau wurde im April 2005 bezogen und dient seither der Forschung im Bereich Biodiversität. Theres Zwimpfer, Biologin am Institut für Umweltwissenschaften und für die gärtnerische Infrastruktur zuständig, sieht eine grosse Chance darin, Forschungsprojekte der Umweltwissenschaften neuerdings unter einem Dach zu betreiben: «Früher waren diejenigen, die in Gewächshäusern forschten, sehr isoliert. Einige mussten auf provisorische Lösungen zurückgreifen und an unterschiedlichen Standorten arbeiten, so zum Beispiel in Wädenswil an der Fachhochschule oder in Meilen, wo wir in einem Gewächshaus Platz gemietet hatten. Ausserdem bietet das neue Gewächshaus eine ausgezeichnete Forschungsinfrastruktur».
Das zweigeschossige transparente Gewächshaus ist in den Hang gebaut, die Ausrichtung nach Süden ermöglicht eine optimale Ausnutzung des Tageslichts. Auf dem oberen Stockwerk befinden sich sechs Versuchsräume, die jeweils wie ein abgeschlossenes Laboratorium genutzt werden können. Für diese Räume können Licht, Temperatur, Bewässerung, Befeuchtung und Beschattung spezifisch eingestellt und somit optimal auf die jeweilige Versuchsanordnung abgestimmt werden. Koordiniert und kontrolliert werden diese Versuchsbedingungen von einem zentralen Computer im Kellergeschoss des Gebäudes. Der Rechner speichert alle Daten und protokolliert die diversen Messgrössen.
Die Computersteuerung wird von Marco Stricker, einem Gartenbauingenieur, betreut. Am Rechner kann er mit einem Mausklick grafisch visualisiert die Versuchsbedingungen des Versuchsraums von Fabian Teuscher zeigen, der seit März im Gewächshaus an seiner Diplomarbeit arbeitet. Teuscher untersucht Pflanzenhybride und deren Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umweltbedingungen. Seine Hypothese lautet, dass Hybride besonders konkurrenzfähig sind und so aus Hybriden neue Arten entstehen können.
Er experimentiert mit Ranunculus reptans, einer bedrohten Art, die auch unter dem Namen Sumpfhahnenfuss bekannt ist. Er vergleicht das Wachstum dieser Pflanze mit Hybriden und Ranunculus flammula, einer verwandten häufig vorkommenden Art. Er möchte herausfinden, was die besten Bedingungen für den Erhalt seltener Arten ist. «Das Gewächshaus bietet optimale Bedingungen für meine Arbeit», sagt er, «denn nicht nur die zentrale Steuerung des Lichts ist sehr praktisch, auch die Ausrüstung der Räume ist gut. So habe ich zum Beispiel bewegliche Wagen, mit denen ich die Pflanzen verschieben kann».
Im Gewächshaus ist es auch möglich, im Winter den Sommer zu simulieren. Lichtfühler und spezielle Lampen ermöglichen neue Experimente. «Im Winter können wir Langtagbedingungen simulieren, indem vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang nachbelichtet wird», sagt Theres Zwimpfer. Die Weisse Lichtnelke, Silene latifolia, etwa blüht auch im Winter, wenn sie 16 Stunden belichtet wird.
Bei einem anderen Versuch soll nachgewiesen werden, welche Pflanzensamen im Waldboden enthalten sind. Dahinter steht die langfristige Frage, wie sich eine Beweidung von Buchenwäldern mit Rindern auswirkt. Bis anhin ist eine solche Waldweide verboten. Mit dem Versuch wollen die Umweltwissenschaftler der Universität Zürich herausfinden, wie sich die Beweidung auf die Biodiversität und ökonomische Nutzbarkeit von Buchenwäldern im Vergleich zur bisherigen Holznutzung auswirkt.