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Die Qualität der Lehre

Was ist gute Lehre an der Universität? Dieser Frage geht die aktuelle Veranstaltungsreihe «Hochschuldidaktik über Mittag» nach. unipublic hat die Sichtweisen des Prorektorats, der Evaluationsstelle und der Studierenden zusammengefasst.
Adrian Ritter

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Professor Ulrich Klöti, Prorektor Lehre, verortete in seinem Referat Lehrveranstaltungen in ihrem Umfeld zwischen Curricula und institutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Die Antwort auf die Frage «Was ist gute Lehre?» sei in der Geschichte der Didaktik unterschiedlich ausgefallen, sagte Dr. Peter Tremp von der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik in der Einleitung der Veranstaltungsreihe. «Die gute Lehre gibt es nicht, aber auch nicht jede Lehre ist gut.»

Lehre und Forschung gleich gewichten

Laut Professor Ulrich Klöti, Prorektor Lehre, seien nicht nur die Lehrveranstaltungen an sich, sondern auch deren Umfeld zu berücksichtigen. Das umfasse sowohl die Curricula von Ausbildungsgängen als auch deren institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Wertschätzung des Lehrens und Lernens in der Gesellschaft oder die Ressourcen, die dafür zur Verfügung stehen.

Auch innerhalb der Wissenschaftsgemeinde könne der Stellenwert der Lehre unterschiedlich hoch sein. Die Universität Zürich bezeichne sich zwar zu Recht als Forschungsuniversität, gemäss dem Leitbild des Universitätsrates seien Lehre und Forschung allerdings gleich gewichtet. «Bei Assistierenden und neuen Dozierenden könnte dies durchaus bedeuten, dass die Lehrkompetenz noch stärker berücksichtigt wird», so Klöti.

Mangel an Arbeitsplätzen

Was die Infrastruktur der Lehrveranstaltungen anbelangt, so sei das Raumproblem zwar bei grossen Veranstaltungen weitgehend gelöst, noch nicht aber in jedem Fall betreffend der Seminarräume. Ein «ernstes Problem» besteht gemäss Klöti zudem bei der zu geringen Anzahl von Bibliotheksarbeitsplätzen, vor allem in einzelnen Geisteswissenschaften.

Ob es sinnvoll wäre, Dozierende zu beschäftigen, die frei sind von Forschungsaufgaben und sich ganz auf die Lehre konzentieren können, wurde im Publikum die Frage gestellt. Ein entsprechendes Anliegen ist vom Erweiterten Universitätsrat 2001 abgelehnt worden. Ein Entscheid, dem sich auch Klöti anschliesst: «Ich erachte einen Forschungshintergrund für die Lehre als sinnvoll.»

Berichtete als Leiter der Evaluationsstelle der Universität Zürich über die Befragungen der Studierenden zur Lehrqualität: Prof. Hans-Dieter Daniel.

Umfragen seit 2001

Um zu erfahren, wie die universitäre Lehre an der UZH beurteilt wird, führt die Evaluationsstelle der Universität Zürich seit vier Jahren Befragungen bei Studierenden durch. Gemäss Professor Hans-Dieter Daniel, Leiter der Evaluationsstelle, beurteilen die Studierenden die Dozierenden in der Regel etwas besser als die Veranstaltungen an sich. «Dies zeigt, dass die Studierenden differenzieren können und wissen, dass die Dozierenden nicht verantwortlich gemacht werden können für die Umstände der Lehrveranstaltung, etwa die Platzverhältnisse.»

Bei der Beurteilung von insgesamt 161 Lehrveranstaltungen in den Jahren 2003/2004 vergaben 91 Prozent der Befragten eine Note von 4 bis 6 (Bestnote 6). Bei der Bewertung der Dozierenden urteilten gar 93 Prozent mit einer solchen Wertung. Gemäss Daniel entspricht dies Ergebnissen an ausländischen Universitäten.

Die Bewertung von Studierenden ist von Seiten einiger Experten in Frage gestellt worden: das Urteil hänge vor allem davon ab, ob der behandelte Lehrstoff die Studierenden interessiere. Daniel:«Heute sind sich die Experten aber weitgehend einig, dass die Urteile der Studierenden durchaus aussagekräftig sind, wenn dieser Einfluss kontrolliert wird.» 

Die Befragungen würden in Zukunft im Rahmen der Qualitätssicherung noch an Bedeutung gewinnen, wobei gemäss Daniel auch das Urteil von ehemaligen Studierenden und Studienabbrechern vermehrt einbezogen werden solle.

Studierendenvertreterin Ulla Blume forderte, dass Studierende schon zu Beginn des Studiums in die Forschung einbezogen werden sollen. 

Konsequenzen einer Beurteilung

Noch zu klären sind rechtliche Fragen, wenn es beispielsweise darum geht, die Resultate zu einzelnen Veranstaltungen zu veröffentlichen. So meinte denn auch Ulla Blume, Vertreterin der Studierenden: «Die Motivation sinkt, an solchen Umfragen teilzunehmen, wenn keine Ergebnisse zurückkommen und man nicht erfährt, ob die Beurteilung auch Konsequenzen hat.»

Den Dozierenden direktes Feedback zu geben, erfordere sehr viel Mut, der gerade bei Studienbeginnern nicht unbedingt vorhanden sei. Umso wichtiger sei es, die Lehre bei Berufungen stärker zu gewichten. Der Einfluss der Studierenden in den Berufungskommissionen sei allerdings gering, da sie nur über eine von acht bis zehn Stimmen verfügen.

In die Forschung einbeziehen

Was aber verstehen Studierende unter guter Lehre? Gemäss Blume sollte das Studium eine gesellschaftliche Relevanz aufweisen, interdisziplinäre Querverbindungen schaffen und die Lerninhalte klar transparent machen. Eine der besten Motivationen sei zudem, die Studierenden – wo immer möglich – schon von Beginn des Studiums an in Forschungsaktivitäten einzubeziehen. «Die Studierenden möchten an der Forschung teilhaben. Dies erreichen die Dozierenden nur schon damit, dass die sie in den Veranstaltungen ihre eigene Forschung vorstellen.»

Sehr geschätzt werde von studentischer Seite auch, wenn die Dozierenden sich für das Wissen der Studierenden interessieren - «und die Studierenden spüren sehr gut, ob dies der Fall ist oder nicht».