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Herr Enz, Sie engagieren sich immer wieder für Aktionen, in denen es um Pflanzen geht. Warum?Herr Enz, Sie engagieren sich immer wieder für Aktionen, in denen es um Pflanzen geht. Warum?
Peter Enz: Wenn ich irgendeine Ausstellung besuche, achte ich immer darauf, wie die Pflanzen vertreten sind. Pflanzen sind ein Teilbereich unseres Lebens, aber für mich stehen sie oft im Mittelpunkt. Ich suche nach Wegen, die Menschen über Pflanzen zu informieren. Deshalb habe ich vor einem halben Jahr auch gerne die Anfrage des Kunsthauses aufgenommen, während der Monet-Kunsthaus-Nacht die Seerosen, die auf Monets Bildern dargestellt sind, in einem Teich mitten in der Ausstellung zu zeigen.
Sie haben das Gemeinschaftsprojekt dreier Zürcher Museen organisiert. Welchen Vorteil hat diese gemeinsame Aktion?
Die Zusammenarbeit mit anderen Museen ermöglicht einen wechselseitigen Wissenstransfer, ausserdem können die beteiligten Museen neue Besuchergruppen erschliessen. Wir Museumsleiter kennen uns als aktive Mitglieder des «Vereins Zürcher Museen» gut, so habe ich vor zwei Jahren die Zusammenarbeit mit dem Nordamerika Native Museum und der Sukkulenten-Sammlung initiiert, die zur jetzigen Sonderausstellung «Botanica Indiana» geführt hat. Damals hatten wir sogar die Idee, ein Indianer-Tram einzurichten. Leider ist aus Geldgründen nichts daraus geworden.
Was hat Sie dazu veranlasst, die Pflanzenwelt Nord- und Südamerikas in den Mittelpunkt der Ausstellung zu stellen?
Wenn Columbus an Amerika vorbei gesegelt wäre, würden wir heute vielleicht noch Hirsebrei essen. Amerikanische Pflanzen sind Teil unseres europäischen Kulturguts. Wir wollen mit der Ausstellung das Bewusstsein dafür schärfen. Kindern kann man das sehr gut verdeutlichen, indem man sie fragt, wie wohl ein typisch indianisches Essen aussehen könnte. Sie staunen in der Regel sehr, wenn man ihnen erzählt, dass die Vorspeise aus Popcorn bestehen könnte, gefolgt von Pommes Frites mit Ketchup, und zum Abschluss gäbe es einen Coupe Dänemark. Denn der Mais für das Popcorn, die Kartoffeln für die Pommes Frites, die Tomaten für den Ketchup sowie Kakao und Vanille für den Coupe sind amerikanischen Ursprungs und somit indianische Pflanzen.
Sie bieten im Rahmen der Ausstellung vier Themensonntage an, die unter einem besonderen Schwerpunkt stehen und die auch Kinder ansprechen. Am 12. Juni findet der zweite Sonntag zum Thema Färbepflanzen statt. Was können die Besucher erleben?
Die drei Museen bieten jeweils ein eigenes Programm zum Thema Färbepflanzen an: Im Nordamerika Native Museum zeigt eine Färberin, wie man Stoffe färbt; im Vordergrund stehen die Färbemethoden der Navajo mit ihren Weberarbeiten. In der Sukkulenten-Sammlung kann man sich über die Schildlaus informieren, aus der ein begehrter roter Farbstoff hergestellt wird, der zum Beispiel zum Färben von Campari benutzt wird. Hier im Botanischen Garten zeigen wir, wie die Indianer Pflanzen zum Schminken benutzen und warum. Wir kultivieren eine grosse Anzahl Pflanzen beider Amerikas, auf diese Sammlung können wir jetzt zurückgreifen.
Durch die Mitarbeit von zwei Hilfsorganisationen, dem Verein Ed’Amazonia, Peru, und dem Verein zur Unterstützung indianischer Landforderungen im Chaco, Paraguay, weisen wir beispielhaft auf die Bedeutung der Pflanzen im Leben der indigenen Bevölkerung hin. Die Vereine verkaufen an Ständen auch Waren und versuchen mit dem Geld in Paraguay Land für die Indianer zurückzukaufen. Wir hoffen auf viele Besucher. Beim letzten Themensonntag zum Thema Heilpflanzen nahmen ungefähr 2000 Personen teil.