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Nina Bakman arbeitet seit 15 Jahren als Psychologin an der Beratungsstelle, die Studierende der Universität und ETH Zürich bei persönlichen Problemen oder solchen im Zusammenhang mit dem Studium kostenlos berät. Prüfungsängste sind dabei ein häufiges Thema: «In meiner Beratungstätigkeit habe ich fast täglich mit Studierenden zu tun, die Probleme mit Prüfungen haben.»
Sachlich betrachtet handelt es sich bei Prüfungen um eine Einschätzung und Kontrolle von erworbenen Kenntnissen. Für die Geprüften können Prüfungen aber auch Bewährungsproben und Zeichen der Reifung darstellen und mit «affektiver Bedeutung beladen beziehungsweise überladen» sein.
Gerade wer schon negative Erfahrungen gemacht hat, kann Prüfungen als ein beschämendes sich-exponieren erleben. Insbesondere mündliche Prüfungen wecken solche Ängste, sich zu blamieren. Neben die Angst als normale menschliche Reaktion auf eine äussere Gefahr («Realangst») kann die «neurotische innere Angst» treten.
Unangenehm können auch die körperlichen Reaktionen werden. Diese reichen von Herzklopfen und Schweissausbrüchen bis zu Kopfschmerzen, Durchfall, Schlaflosigkeit und depressiven Zuständen bei länger andauernder Angst. Die Angst kann zudem Energie und Aufmerksamkeit derart absorbieren, dass ein Lernen kaum mehr möglich ist.
Im Beratungsgespräch gilt es gemäss Bakman, zuerst die sachlichen Anteile zu klären: Müssen die Lernmethoden verbessert werden? Bereitet sich jemand falsch auf die Prüfung vor? Auch Sprechstunden der Dozierenden können dabei hilfreich sein, würden aber von den Studierenden zuwenig in Anspruch genommen. «Vielleicht ist auch den Dozierenden zuwenig bewusst, wie beruhigend und ermutigend ein solches Gespräch sein kann.»
Für die Studierenden gilt es, realistische Lernziele zu formulieren und dabei die eigenen Grenzen zu anerkennen. Die dazu nötige Selbsteinschätzung kann allerdings erschwert sein - gerade in Fächern, in denen nur selten Prüfungen stattfinden und bei schriftlichen Arbeiten wenig Feedback gegeben wird. Ein weiterer wichtiger Punkt für die Studierenden sei, dassjeder Mensch seinen eigenen Lernrhythmus hat. «Wer am bestem am Morgen lernt, sollte dies auch nutzen.»
Was können Dozierende tun, um Prüfungen zu erleichtern? Bakman nennt drei Punkte: klare Anforderungen formulieren, eine übersichtliche Stoffmenge für die Prüfung auswählen und Hinweise auf Schwerpunkte geben. «Auch Prüfende haben manchmal irrationale Vorstellungen und verlangen unverhältnismässig viel.»
In der Prüfungssituation selber sei es seitens der Prüfenden wichtig, wohlwollend zu sein und das Gegenüber ernst zu nehmen. «Die Prüfenden sollten nie vergessen, dass die meisten Studierenden viel in die Prüfungsvorbereitung investiert haben.»
Sinnvoll sei auch, den Studierenden Zeit zu geben zum Nachdenken vor dem Antworten. Eine Dozentin im Publikum merkte dazu an, dass es ihr selber bei einer Prüfung geholfen habe, Glas und Wasserflasche auf dem Tisch vorzufinden. Das Einschenken und Trinken habe ihr Zeit gegeben, um nachzudenken. Eine weitere Lösung kann gemäss Bakman sein, beispielsweise eine Viertelstunde Vorbereitungszeit zu geben, in der die Fragen in Ruhe angeschaut werden können.
Grundsätzlich haben Probleme mit Prüfungen für Bakman viel damit zu tun, dass das Lernen als Leidenschaft verloren geht. Um dies zu verhindern, sei auch das Verhalten der Dozierenden wichtig. «Letztendlich geht es darum, junge Menschen zu fördern und ihr Potenzial sich entfalten zu lassen.»