Navigation auf uzh.ch
Mehr als einen Schluck warmen Kaffee kann Hans-Ulrich Doerig nicht trinken, denn der Vizepräsident des Verwaltungsrates der Credit Suisse Group redet sich ins Feuer. Wenn Universitätsrat Doerig über seine Vision «Neue Wege zur Hochschulfinanzierung» redet, lebt er jeden Satz: Er hebt die Arme in die Höhe, spreizt die Finger und sagt in seinem Appenzeller Dialekt: «Wir müssen motivierte, disziplinierte Studierende haben, die früher abschliessen.»
Er schlägt mit der flachen Hand mehrere Male auf den Tisch um zu betonen: «Druck ist nicht schädlich. Leben besteht aus Druck.» Oder er rückt seinen Stuhl nahe an den Tisch und flüstert eindringlich: «Ich mache mir Sorgen um den Bildungsplatz Schweiz.» Deshalb habe er diese Studie geschrieben, nicht als «Bänkler», sondern als besorgter Bürger. Und deshalb stört ihn der Vorwurf besonders, er denke nur in den ökonomischen Kategorien von Aufwand und Ertrag. Profitieren würden ja vor allem sozial- und geisteswissenschaftliche Fächer mit schlechtem Betreuungsverhältnis. Doerigs Kausalkette ist einfach: «Ein besseres Betreuungsverhältnis führt zu besseren Abschlüssen und zu höherer Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft und des Bildungsplatzes.» Wer die höheren Gebühren nicht bezahlen kann, erhält Stipendien oder Darlehen. «Sozialverträglicher geht es nicht mehr.» Am liebsten sähe Doerig sein Modell schon morgen umgesetzt. Bevor Deutschland es tut. Tempo Teufel also. Damit hat Doerig Erfahrung. Schliesslich springt er seit über 30 Jahren in der Credit Suisse dort ein, wo es brennt. Und schliesslich hat er als Schüler in St. Gallen Post verteilt. Expresspost notabene.