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Zum 97. Mal ist der Marcel Benoist-Preis vergeben worden. Prof. Hans Weder zeigte sich als Rektor der Universität Zürich stolz darauf, dass fast ein Viertel aller bisheriger Preisträger an der Universität Zürich tätig waren. Bei Adriano Aguzzi habe ihn stets dessen Wissbegierde beeindruckt. Man sei froh um Talente wie ihn, welche die Fähigkeit haben, ihre Forschung auch einem Gegenüber ohne entsprechende Fachkenntnisse verständlich zu machen. Dies sei im Sinne des «public understanding of science» von grosser Bedeutung.
Auch Bundesrat Pascal Couchepin, Präsident der Marcel-Benoist-Stiftung, zeigte sich in seiner Ansprache erfreut über die Wahl des Preisträgers. Aguzzi habe einen «ansteckenden Enthusiasmus» und der Dialog zwischen Forschenden und Gesellschaft sei ihm ein wichtiges Anliegen. Damit leiste er einen wichtigen Beitrag zu einer «echten Wissensgesellschaft, welche von allen gewollt und für alle konzipiert ist». Aguzzi repräsentiere zudem auf beispielhafte Weise die Dualität der Forschung, indem er Grundlagenforschung betreibe, sich aber auch mit konkreten medizinischen Problemen befasse.
Die Schweiz nehme schon seit langem einen Spitzenplatz in der biomedizinischen Forschung ein, so Bundesrat Couchepin. Neben Kompetenz-Netzwerken in der Region Basel und am Genfersee verfüge Zürich mit Universität und ETH über eine eindrückliche Konzentration von hervorragenden Forschern in den Biowissenschaften. Damit bestünden beste Voraussetzungen für eine stimulierende Zusammenarbeit wie etwa am Zentrum für Neurowissenschaften, so Couchepin. Der Bundesrat sei gewillt, solche Kompetenzzentren zu fördern und die wissenschaftliche Forschung weiter zu stärken. So sei es trotz der schwierigen Lage der Bundesfinanzen gelungen, zusätzliche Mittel bereitzustellen: «Ein zwar bescheidenes Wachstum, aber immerhin ein Wachstum.»
Angesichts der doch begrenzten Ressourcen sei aber eine «gewisse Konzentration notwendig und heilsam» - auch im Interesse einer hohen Qualität der Forschung. Er hoffe in dieser schwierigenDebatte auf die Offenheit und den Kooperationswillen der Universitäten, so Couchepin.
Nicht zuletzt bedürfe die Forschung eines vorteilhaften gesetzlichen Rahmens. Er hoffe, dass die Stimmberechtigten bei der kommenden Abstimmung über die Stammzellen der Forschung die erhoffte Legitimation erteilen werden.
Auf ein solches Abstimmungsresultat hofft auch Adriano Aguzzi. Es wäre das «beste, vernünftigste und fortschrittlichste Stammzellengesetz weltweit», betonte er. In Bezug auf die Ressourcenfrage meinte Aguzzi, die wissenschaftliche und technologische Innovation sei die einzige Zukunftschance für die Schweiz: «Jeder Franken ist da gut ausgegeben.»
Eine der grössten Herausforderungen für die Medizin sieht Aguzzi in der steigenden Lebenserwartung, die mit einer entsprechenden Abnutzung der Organsysteme und mit einem häufigeren Auftreten von Demenzen einhergehe. Nach wie vor unklar sei auch, wie viele Menschen sich in den 1990er Jahren mit BSE angesteckt haben und als «subklinische Träger» der Creutzfeld-Jakob Krankheit allenfalls eine Infektionsquelle darstellen.
Tatsache ist für den Hirnforscher Prof. Martin Schwab: Dass die Schweiz und Europa die BSE-Krise meistern konnten, sei zu einem grossen Teil Adriano Aguzzi zu verdanken. Mit «klugen und eleganten Experimenten» zur Frage der Übertragbarkeit von Prionenerkrankungen sei es seinem Forschungsteam dabei auch gelungen, wichtiges Grundlagenwissen zu schaffen, so Schwab in seiner Laudatio für den Preisträger.
Adriano Aguzzi seinerseits betonte, neben Freude und Dankbarkeit über den gewonnen Preis nehme er die Auszeichnung auch mit Bescheidenheit entgegen. Dies darum, weil wissenschaftliche Entdeckungen immer auf der Vorarbeit von anderen Forschenden beruhe. Er danke insbesondere seinem «akademischen Lehrer» Prof. Charles Weissmann, der ihn in den letzten 12 Jahren begleitet und unterstützt habe. Aguzzi wiederum durfte an der Feier auch Gratulationen zu privatem Glück entgegennehmen: Zur kürzlichen Geburt seiner Tochter und zur Hochzeit am Tag nach der Preisverleihung.