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Höhere Gebühren für bessere Betreuung

Wirtschaftskreise drängen auf eine Verbesserung von Lehre und Betreuung an den Schweizer Hochschulen. Die zusätzlichen Mittel sollen durch eine Erhöhung der Studiengebühren hereingeholt werden. Kritiker befürchten beim Unizugang eine Selektion über das Geld.
Christian Schürer

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Hans-Ulrich Doerig, Verwaltungsrat der Credit Suisse Group und Mitglied des Zürcher Universitätsrats ist Mitherausgeber derPublikation «Neue Wege zur Hochschulfinanzierung».

Die internationale Konkurrenzfähigkeit der Schweiz stehe auf dem Spiel, sorgt sich Hans-Ulrich Doerig, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse Group und Mitglied des Zürcher Universitätsrats. Seine Sorge gilt dem Hochschulsystem. «Wenn wir Lehre und Betreuung nicht verbessern, werden wir ein dramatisches Problem haben.» Doerig ruft nach zusätzlichen Mitteln für Universitäten und Hochschulen. Mehr Humankapital führt zu mehr Wirtschaftswachstum - und zur Schaffung von qualitativen Werten, wie Doerig betont. Allerdings ist die Finanzlage von Bund und Kantonen angespannt. Mit einer substanziellen Erhöhung der staatlichen Bildungsausgaben ist deshalb nicht zu rechnen. Um die zusätzlichen Mittel für Lehre und Betreuung zu erhalten, plädiert die Publikation «Neue Wege zur Hochschulfinanzierung»- herausgegeben vom Arbeitskreis Kapital und Wirtschaft (akw.) in Zusammenarbeit mit Avenir Suisse und economiesuisse - für eine Erhöhung der Studiengebühren.

Hans Weder, Rektor Universität Zürich: «Das heutige System mit gleichen Tarifen für alle ist nicht unbedingt sozialgerecht.»

Eine Erhöhung der jährlichen Studiengebühren auf beispielsweise 5000 Franken spült gemäss der Studie zusätzliche 500 Mio. Franken in die Kassen der Hochschulen. Lehre und Betreuung könnten massiv verbessert und 800 neue Professuren errichtet werden. 5000 Franken Studiengebühren sind indes für viele Studierende kein Pappenstiel. Dessen ist sich auch Doerig bewusst, der beim akw. die für die Studie zuständige Arbeitsgruppe leitete. «Die Erhöhung der Studiengebühren muss sozialverträglich sein.» Um die Chancengleichheit zu gewährleisten, schlägt die Publikation ein staatliches Darlehenssystem vor. Während des Studiums können zum Beispiel insgesamt 50'000 Franken aufgenommen werden, um die Studiengebühren zu finanzieren und einen Teil der Lebenserhaltungskosten zu bestreiten.

Esther Brunner, Vorstandsmitglied des Verbands Studierender an der Universität Zürich (VSU): «Mit einem Schuldenberg ins Erwerbsleben zu starten, widerspricht der Chancengleichheit.»

Grundsätzlich positiv beurteilt Hans Weder, Rektor der Universität Zürich, ein Darlehenssystem. Er weist darauf hin, dass an der Uni Zürich aufgrund eines Beschlusses des Kantonsrats Gebührenerhöhungen im Moment kein Thema sind. Die hohen Studiengebühren amerikanischer Spitzenuniversitäten, durch die eine Selektion über das Geld stattfinde, seien keinen Vorbild. Die Geister scheiden sich indes darüber, wie sozialverträglich rückzahlbare Darlehen sind. «Mit einem Schuldenberg ins Erwerbsleben zu starten, widerspricht der Chancengleichheit», meint Esther Brunner, Vorstandsmitglied des Verbands Studierender an der Universität Zürich (VSU). Zudem führten höhere Studiengebühren zu einer ökonomischen Selektion beim Zugang zur Uni: «Kriterium ist dann das Portemonnaie des Vaters und nicht mehr die Begabung.» Ins gleiche Horn stösst Ulla Blume, Präsidentin des Studierendenrats, und bezeichnet den Vorschlag des akw. als «absolute Katastrophe». Die Lust auf einen Schuldenberg von 50'000 Franken beim Studienabschluss sei gering. «Ich weiss ja nicht, ob ich einen guten Job bekommen werde.»

Ulla Blume, Präsidentin des Studierendenrats: Studierende wissen ja nicht, ob sie nach dem Studium einen guten Job bekommen werden.»

50'000 Franken Schulden erfordern während zehn Jahren Rückzahlungen von rund 5000 bis 6000Franken. Doerig hält dies für zumutbar. «Soviel muss einem Student die Ausbildung Wert sein.» Karin Pühringer, Präsidentin der Vereinigung der Assistentinnen und Assistenten (VAUZ), liesse sich durch zukünftige Schulden von 50'000 Franken nicht von einem Studium abhalten. Sie befürwortet mit einem Darlehenssystem verbundene Gebührenerhöhungen, wenn diese direkt den betroffenen Instituten zu Gute kommen. «Die Verteilung der neuen Mittel müsste an die Studierendenzahlen gekoppelt werden.» Gemäss der Studie könnte mit zusätzlichen 500 Mio. Franken das Betreuungsverhältnis zwischen Professoren und Studierenden von heute 40 auf 30 gesenkt werden.

Karin Pühringer, Präsidentin der Vereinigung der Assistentinnen und Assistenten (VAUZ): «Die Verteilung der neuen Mittel müsste an die Studierendenzahlen gekoppelt werden.»

«Die Darlehen ersetzen die Stipendien nicht», stellt Doerig klar. Infolge des Bologna-Prozesses würden die Studienanforderungen steigen. Die Darlehen seien eine zusätzliche Option zur Studiengestaltung. Allerdings haben verschiedene Kantone die Stipendien reduziert. Esther Brunner rechnet damit, dass die Wirtschaft früher oder später Druck auf die staatlichen Bildungsausgaben machen werde. Dem widerspricht Doerig: «Conditio sine qua non für höhere Studiengebühren ist, dass die staatlichen Bildungsausgaben nicht reduziert werden, sondern einem normalen Wachstum unterliegen.» Auch Weder lehnt eine Lastenumverteilung ab: «Eine absolute Notwendigkeit wäre, dass zusätzliche Finanzen generiert werden.» Für ihn hat das jetzige Gebührensystem Mängel: «Das heutige System mit gleichen Tarifen für alle ist nicht unbedingt sozialgerecht.»

Christian Schürer ist freier Journalist