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Eines wird einem sehr schnell klar: Die Künstlerin liebt die Natur und sie kennt sie sehr gut. Schmunzelnd verweist Ruth Handschin auf die «Flora Helvetica», ein Klassiker der Biologischen Literatur, der ungefähr 3000 Pflanzen benennt. Doch die Künstlerin hat sich auf eine bestimmte Art Pflanzen konzentriert: Im Zentrum ihres Interesses steht die «Flora non grata», diejenigen Pflanzen also, die in wohlgepflegten Gärten eher unerwünscht sind. Anders als in einem Garten sind die Pflanzen an der Wand nicht zu übersehen: Die teilweise meterhohen Kräuter schaffen eine unmittelbare Beziehung zu der reichen Flora des Irchel. Auch sprachlich erzeugt Ruth Handschin eine Verbindung zu Bekanntem: Das renommierte Wissenschaftsmagazin «Nature» führt eine Rubrik mit dem Titel «Letters to nature». «Die meisten der hier answesenden Wissenschaftler dürfen diese Rubrik sehr wohl kennen», erklärt die Künstlerin, «dort publiziert zu werden, bedeutet Ansehen und Bekanntheit». Der Titel ihres Werkes persifliert diese Aussage. Gleichzeitig möchte die Künstlerin so die Aufmerksamkeit auf die unscheinbaren Seiten der Natur richten.
Die Silhouetten der Pflanzen hat sie von gepressten Pflanzen erst mit Fotokopien übernommen und schliesslich, stark vergrössert, auf schwarzen Kunststoff übertragen. Nun klebt das schwarze Polypropylen an der Wand, befestigt mit dem stärksten Scotch-Kleber, wie sie erklärt.
Ruth Handschin ist in Basel aufgewachsen und hat an der Schule für Gestaltung in Basel sowie am Massachusetts College of Art in Boston (USA) und an der Kunstakademie München studiert. Die Pflanzen sind in ihrem Werk ein Leitmotiv, welches sie in verschiedenen Techniken umsetzt. Bekannt sind auch ihre Lichtskulpturen, welche sie an verschiedenen Orten in der Schweiz und in Europa gezeigt hat.
Auch die nächste Arbeit von Ruth Handschin wird sich mit dem Thema Pflanzen beschäftigen, allerdings mit einem historischen Seitenblick. Die Idee ist bereits vorhanden, der Ort ebenfalls, Farben werden eine wichtige Rolle spielen, ebenso Blattgold. Doch zuviel sei hier noch nicht verraten.