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Ab nächstem Jahr wird die Luft dünn für E-Learning-Projekte: Das Jahresbudget der ICT-Fachstelle («ICT» steht für «Information and Communication Technology») wird für die kommenden drei Jahre um fünfzig Prozent auf jährlich drei Millionen Franken gekürzt. Trotz dieses massiven Sparkurses soll E-Learning aber ein Entwicklungsschwerpunkt der Universität bleiben, habe ihr der Rektor versichert, führt die Leiterin der ICT-Fachstelle, Eva Seiler Schiedt, aus.
Dank grosszügigen Startbudgets von bis 12 Millionen Franken jährlich konnte die ICT-Fachstelle in ihrer Aufbauphase ab 1999 mit der grossen Kelle anrichten. Möglich machte diesen schweizweit einmaligen Effort neben dem Kanton auch der Bund. Der Bund startete für die Jahre 1999 bis 2003 nämlich die Initiative «SwissVirtual Campus» zur Förderung neuer Lerntechnologien an Schweizer Hochschulen und beglückte die mitmachenden Institutionen mit reichlichen finanziellen Mitteln. Die Universität Zürich profilierte sich mit 21 E-Learning-Projekten im Rahmen des Swiss Virtual Campus und spielte sich mit zusätzlich 88 universitätsinternen Projekten an die Spitze. «Jetzt werden unsere Aktivitäten aufs Mittelmass zurückgefahren», bedauert Eva Seiler Schiedt.
In der zweite Etappe von Swiss Virtual Campus (2004 bis 2007) wird die Universität Zürich nur noch schätzungsweise drei neue E-Learning-Projekte angehen können. Und auch uniinterne Anfragen von Instituten oder Lehrstuhlinhaber /innen muss die ICT-Fachstelle fortan aus Geldgründen ablehnen.
Doch bricht dadurch nicht alles zusammen. Denn in der Anfangsphase konnte die ICT-Fachstelle zusammen mit verschiedenen Verwaltungsabteilungen einige bleibende Dienstleistungsangebote aufbauen. Auf diese können nun Leute mit neuen E-Learning-Projekten zurückgreifen. Es stehen die wichtigsten Programme und Lernplattformen zur Verfügung, schnelle Netzwerke, technisch gut eingerichtete Hörsäle, ein umfassendes ICT-Schulungs- und Beratungsangebot, professionelle Unterstützung beim Projektmanagement, bei Rechtsfragen, bei der Implementierung der Programme und der Evaluation der neuen Lehre. Darüber hinaus sind auch die Strukturen für eine Vermarktung der Produkte bereitgestellt.
Die meisten Kosten im Bereich E-Learning verursachen die Gehälter von Projektmitarbeitenden. Denn Infrastruktur und Räumlichkeiten wurden und werden von anderen Abteilungen übernommen und schlagen sich damit in deren Budgetposten nieder. Doch was zeit- und damit auch finanzintensiv ist, ist das Aneignen von Know-how. «E-Learning-Kosten bestehen zu rund neunzig Prozent aus Gehaltzahlungen», erklärt Eva Seiler Schiedt. So standen in den letzten drei Jahren 79 Lehrstühlen 70 befristete Stellen für 109 IT-Projekte zur Verfügung. Die meisten dieser Projektstellen laufen Ende 2003 aus und «erledigen» sich dadurch von selbst. Für den nachhaltigen Einsatz der Produkte zu sorgen, bleibt als Aufgabe den Instituten überlassen.
Damit sich die bisherigen Anstrengungen der Projektangestellten jedoch nicht einfach in Nichts auflösen, können sich diese ab Mitte Jahr für ein E-Learning-Zertifikat qualifizieren.
Doch für neue E-Learning-Projekte wird es härter. E-Learning-willige Dozierende werden ihre Projekte ohne zusätzliche, geschulte Assistierende durchführen müssen. «Wer bereits in einem Projekt involviert ist, möchte unbedingt weitermachen», hat die Leiterin der ICT-Fachstelle erfahren. Die einen würden Drittmittel suchen, andere hätten sogar einen Förderverein gegründet. Auch darf ein Drittel der Einkünfte aus der Vermarktung für Wartung und Pflege der Produkte eingesetzt werden. Auf finanzielle Unterstützung durch die ICT-Fachstelle können sie aber ab 2004 nicht mehr zählen. «Bei der Konzeption, Organisation und der fachlichen Begleitung der Projekte können wir sicher mithelfen. Einen Grossteil der Arbeit werden die einzelnen Projektbeauftragten jedoch selbst bewältigen müssen», sagt Eva Seiler Schiedt bedauernd.
Doch die Leiterin der ICT-Fachstellegibt die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht auf. «Ich bin überzeugt, dass das E-Learning erst angefangen hat und in Zukunft noch stärker zum Zuge kommen wird», glaubt sie. «Die Schweiz ist ja keine Insel, die Entwicklung läuft international gesehen weiter.» Die Informations- und Kommunikationstechnologien würden schon heute zum Lebensstil gehören, und sie würden noch viel stärker ins Gewicht fallen, wenn neue Generationen von Lehrenden an die Universitäten strömten, die mit dem Computer gross geworden seien. «Der Sparschock, den wir jetzt erleben, ist wie überwintern. Irgendwann geht es weiter.»